am 18. Januar 2025
Vier Frauen am Kaffeetisch an einem Sonntagnachmittag sind sich einig: die Nachrichten sind unerträglich. „Das hält ja keiner aus.“
Am nächsten Tag zu Besuch bei einer alten Dame: „Egal, wo man hinschaut, überall sieht es schlimm aus. Meine Tochter meint, ich solle mir keine Nachrichten mehr anschauen. Aber das kann ich nicht.“
Bibellektüre: Jesaja, Kapitel 6. Gott sprach: »Dieses Volk soll mit seinen Augen nicht mehr sehen und mit seinen Ohren nicht mehr hören. Sein Herz soll nicht zur Einsicht kommen. Es soll sich nicht ändern und nicht wieder heil werden.« Ich (Jesaja) fragte: »Herr, wie lange soll das so bleiben?« Gott antwortete: »Bis die Städte verödet und unbewohnt sind und die Häuser menschenleer. Bis das Ackerland zur Wüste geworden ist.«
Verödete Städte und unbebaute Äcker, verbrannte Erde und tote Bäume. Damals wie heute reale Bilder. Unerträglich für mitfühlende Seelen. Es ist so absurd, dass Menschen – mit Geist und Intelligenz begabt – nicht erkennen und verstehen, welche Folgen ihr Handeln hat, dass das Buch Jesaja dieses Nicht-Verstehen dem Willen Gottes zuschreibt. In seinem Zorn über das Handeln der Menschen verschließt er ihnen Augen und Ohren.
Wollten diese prophetischen Worte nicht Veränderung bewirken, sie hätten es nicht in die Bibel geschafft. Diese Worte sind uns ins Herz geschrieben, damit wir eben nicht Augen und Ohren verschließen, bis es zu spät ist, Städte veröden und Äcker oder Wälder zu Wüsten werden. Vielmehr nehmen uns diese Worte in die Verantwortung.
Doch wieviel Sehen und Hören und gefühlte Ohnmacht angesichts des Leids hält meine Seele aus?
Nehmen wir an, wir verschließen Augen und Ohren nicht, sondern machen den Mund auf und benennen immer wieder das Unrecht und dessen Folgen, dann werden wir erkennen: wir sind gar nicht so wenige, die Unrecht und Ungerechtigkeit nicht ertragen, die Propaganda und Desinformation durchschauen. Und das macht Hoffnung.
Bibellektüre Teil 2: Jesus heilt Blinde und Taubstumme, öffnet ihnen Augen, Ohren und Herz. Daraufhin folgen sie Jesus nach, heißt es oft. Das heißt, sie schließen sich dieser Gemeinschaft merkwürdiger Leute an, die auch denen die Hand reichen, die ihnen fremd sind, und sie zum Essen einladen; die glauben, dass Gott für seine ganze Schöpfung das unbedingt Gute will, und die die Hoffnung auf ein gutes Ende nicht aufgeben. Augen auf, Ohren auf, Mund auf. Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit (2.Tim 1,7)
Pastorin Kathrin Wiggermann, Evangelische Gesamtkirchengemeinde Diepholz