am 20. März 2021
„Aber Ihr seid doch die Kirche!“
Das höre ich manchmal, wenn wir negativ auffallen. Durch Streit in unseren Gemeinden. Weil ein Bischof sich übertrieben autoritär verhält. Wenn sogar die Kirche Geld an der Börse verspielt. Dann wenden Menschen der Kirche den Rücken zu. Weil wir es doch eigentlich besser wissen müssten. Besser machen sollten. Christen stimmen mit den Füßen ab.
Manche sagen: „Ich trete aus der Kirche aus. Aber nicht aus dem Glauben.“
Dieser Gang fort von der Institution ist gar nicht so neu. Das hat es schon vor 2000 Jahren gegeben. Damals stand Johannes der Täufer in der Wildnis und rief die Menschen zum Glauben auf. Viele kamen zu ihm. Zu diesem Mann, der so anders war als die Priester, die sie kannten. Nicht, weil er so viel Neues lehrte. Sondern weil er die Menschen erinnerte, was wirklich wichtig ist:
„Geht fair mit Euren Nachbarn um. Unterstützt die Armen. Helft Menschen, die in Not sind. Macht Eure Fehler wieder gut.“
Natürlich kamen auch die religiösen Autoritäten seiner Zeit zu Johannes. Die wollten sehen, was dieser Mann macht. Und vielleicht auch etwas von seinem Erfolg bei den Leuten profitieren.
Johannes begrüßt sie nicht freundlich. „Ihr Otterngezücht!“, ruft er ihnen zu. Ihr falschen Schlangen. Euer Tempel macht Euch nicht zu besseren Menschen. Ihr müsst schon das tun, was Ihr predigt. Sonst hat das alles keinen Wert. Gott kann auch zu anderen Menschen sprechen.
„Aber wir sind doch die Kirche!“
Darum sollten wir auch so handeln, wie Jesus Christus es uns vorgemacht hat. „Ein Beispiel habe ich Euch gegeben, damit Ihr tut, wie ich Euch getan habe“, sagt Jesus. Gerade jetzt in der Passionszeit, wenn wir das Leiden und Sterben unseres Herrn bedenken, sollten wir uns daran erinnern.
Dem Beispiel Jesu nachzufolgen bedeutet nicht, in seinen Verein einzutreten. Und dann weiterzumachen wie vorher. Es heißt vielmehr, sich auf ein neues Leben einzulassen. Sich für andere Menschen einzusetzen. Und dafür auch ein Stück von sich selbst aufzugeben.
Ich weiß, dass ich daran oft scheitere. Und wenn ich dann höre: „Ihr seid doch die Kirche!“, denke ich: Ja. Eigentlich sollte ich es besser wissen. Und es besser machen. Noch einmal neu anfangen. Dann hilft es mir, wenn ich weiß: Gott vergibt mir meine Fehler. Und meine Versäumnisse.
Aber dabei will ich nicht stehenbleiben. Ich möchte aus dieser Vergebung heraus handeln. Den Menschen etwas mehr so begegnen, wie Jesus es tat.
So kann ich zu seiner Kirche gehören.
Pastor Benjamin Fütterer, Sulingen