am 11. April 2020
Ostern feiern, das ist in diesem Jahr echt eine Herausforderung! Dass Enkel und Großeltern sich gemeinsam zum Ostereier-Suchen im Garten treffen, das geht nur dann, wenn sie in einer Hausgemeinschaft leben. Alle Osterfeuer sind genauso abgesagt wie die festlichen Ostergottesdienste in den Kirchen. Viele Menschen reagieren richtig kreativ darauf und verabreden sich zum Osterfrühstück mit ihren Lieben per Skype. Viele Christen haben sich für die Aktion #OsternvomBalkon verabredet, morgen um 10.15 Uhr nach dem ZDF - Fernsehgottesdienst: gemeinsam das Osterlied „Christ ist erstanden“ (Evang. Gesangbuch Nr. 99) singen oder mit einem Instrument spielen; eine wunderbare Idee!
Ich freue mich sehr über so ein lebendiges Osterfest. Denn ich bin davon überzeugt: der Osterglaube will uns aus der lähmenden Erstarrung dieser Tage befreien. Zur Erschütterung beim Hören der Zahlen von Todesopfern der Corona-Pandemie in allen Ländern - zur Nüchternheit beim Erleben der Diskussionen über die Verfügbarkeit von Atemschutzmasken – zu diesem Szenario der verschärften Passionszeit tritt die völlig andere Wirklichkeit von Ostern hinzu:
Maria Magdalena geht früh am Morgen zum Grab Jesu (Joh. 20,11-18). Sie beugt sich hinein und sieht dort zwei Gestalten in weißen Kleidern sitzen. Aber Jesus, den sie sucht, findet sie nicht. Schließlich sieht sie einen Mann, den sie für den Gärtner hält. „Hast Du meinen Toten weggetragen?“ fragt sie den Mann. Erst als er ihr antwortet und „Maria!“ zu ihr sagt, dann merkt sie, dass es Jesus ist. Jetzt kann Maria sehen: Jesus ist da. Jesus lebt! Das wirkliche Leben, von dem Jesus immer geredet hat, es ist ja da; jetzt in diesem Moment! Beim Beten, beim Hören der Ostergeschichten und beim Singen der Osterlieder können wir spüren, wie sich das anfühlt, angesteckt zu werden mit Lebendigkeit und infiziert zu sein mit der Hoffnung, die von Gott kommt.
Ich grüße Sie mit einem Glaubensbekenntnis von Dietrich Bonhoeffer, das mich in diesem Ausnahme-Frühjahr stärkt:
„Ich glaube,
dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten,
Gutes entstehen lassen kann und will.
Dafür braucht er Menschen,
die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.
Ich glaube,
dass Gott uns in jeder Notlage
soviel Widerstandskraft geben will,
wie wir brauchen.
Aber er gibt sie nicht im Voraus,
damit wir uns nicht auf uns selbst,
sondern allein auf ihn verlassen.
In solchem Glauben müsste alle Angst
vor der Zukunft überwunden sein.
Ich glaube,
dass Gott kein zeitloses Schicksal ist,
sondern dass er auf aufrichtige Gebete
und verantwortliche Taten wartet und antwortet.
Amen.“
Pastor Eckhard Schätzel, Lemförde