am 31. Juli 2021
Wenn ich Nachrichten anschalte oder anklicke: es geht um Wasser. Wenn ich an meinem Schreibtisch sitze, denke ich über Wasser nach – und hole mir erst einmal ein Glas Wasser.
Wasser macht lebendig. Wasser ist gefährlich. Ohne Wasser gibt es kein Leben. Entfesseltes Wasser ist eine tödliche Macht. Doch wer hätte gedacht, dass die ach so fernen Bilder von Flutkatastrophen einmal unsere Nachbarschaft oder sogar unsere Familien betreffen? Und wie gehe ich damit um, dass im anschließenden Nachrichtenblock junge Menschen im fernen Tokio durchs Wasser schwimmen, paddeln, rudern oder radeln – um einen Lebenstraum wahr zu machen oder zumindest beruflichen Verpflichtungen nachzukommen? Dann sind da die Bilder aus aller Welt: Überflutungen, Hitzewellen, Dürre und… steigende Infektionszahlen. Ich weiß, Gott ist nicht in der Sommerpause und vertreibt sich die Zeit mit Minigolf. Aber mir gehen die Worte aus… zu trösten… zu erklären… Mut zu machen… Also trinke ich einen Schluck Wasser. Seufze. Schaue auf dem Schreibtisch herum und muss lächeln. Denn meine Wochenenden sind gefüllt mit Hoffnungszeichen, mit Wasser, das Mut macht: ich taufe. Froh begleite ich Familien, die ihr Glück in Gottes Hände legen. Ich lasse kleine Menschenkinder Gottes zärtliche Umarmung spüren im Wasser. Und ich lasse mich mitnehmen, erinnern, mit Hoffnung aufladen: Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt! (Mk 9, 23) Ich halte mich fest an jedem Krümel Gottvertrauen, an jedem Senfkorn Hoffnung. Und dann kommt der Mut, die eigene Wut Gott ins Gesicht zu schreien. Dann kommt die Kraft zum Neuanfang. Dann wächst die Geduld mit mir selbst, mit all den anderen, mit Gott. Dann festigt sich das Erkennen: Wasser ist vor allem Anderen Ursprung des Lebens, hohes Gut, unendlich wertvoll und unverzichtbar – eben doch eine zärtliche Umarmung Gottes.
Silke Kuck, Pastorin in Neuenkirchen und Schmalförden