am 23. Dezember 2023
Ich weiß, eine provokante Frage. Darf man denn so über Gott sprechen? Ich denke ja. Gott liebt Ehrlichkeit. Denn manchmal verstehe ich ihn nicht. Was wir ab morgen „alle Jahre wieder“ feiern, ist für mich der reine Wahnsinn. Ich meine nicht den Stress der letzten Tage, die Geschenke unterm Weihnachtsbaum oder den obligatorischen Kirchgang. Ich rede davon, was damals vor 2000 Jahren wirklich passiert ist. In einem bekannten Weihnachtslied singen wir: „Holder Knabe im lockigen Haar.“ Was für ein Quatsch! Klingt romantisch? Ist es aber nicht. Maria stand kurz vor der Entbindung ihres Sohnes und niemand war bereit, denen Unterschlupf zu gewähren. Letztlich landeten sie in einem Stall. Heute wäre es wohl eine alte Garage gewesen - mit dem Duft von Benzin, Öl und Autoreifen. Aber macht ja nichts, hier geht’s ja „nur“ um den menschgewordenen Gott, den Retter der Welt, den König aller Könige… Wahnsinn!
Was für eine erbärmliche Kulisse für den Auftritt Gottes auf der Bühne der Weltgeschichte. Vor über 2000 Jahren hat Gott sich entschieden - der im Übrigen die Welt erschaffen hat – diese und unsere Welt zu besuchen. Er suchte unsere Nähe. Auf Augenhöhe. Freiwillig. Und was erwartet ihn hier? „Sorry, kein Platz für dich.“ Abgelehnt, gemobbt und schrecklicher Tod. Unfassbar! Die Bibel bringt es auf den Punkt: „Er kam in die Welt, die ihm gehört. Aber die Menschen dort nahmen ihn nicht auf.“ Wahnsinn!
Zugegeben, Gott wusste es bereits, dass man seinen Sohn nicht mit offenen Armen empfangen wird. Dennoch hielt er an seinem Plan fest und kam in unsere Welt. Dieser Gott, der Dich gewollt und erschaffen hat – macht sich auf den Weg zu Dir. Mit allen Risiken und Nebenwirkungen. Die entscheidende Frage ist, warum? Weil ihm die Menschen – Du und ich - unendlich wichtig und wertvoll sind. Dieses kleine Kind in der Krippe ist die personifizierte Liebe Gottes zu dir. Gott hat Sehnsucht nach Dir. Er will nicht ohne Dich sein.
Wahnsinn! Und zugleich wahrer Sinn von Weihnachten. Hand aufs Herz: „Berührt uns das eigentlich noch?“
In diesem Sinne - berührende Weihnachten.
Pastor Michael Wendel, Sulingen