am 30. März 2024
Ich sitze im Auto auf dem Weg zur Arbeit und meine Gedanken malen ein Kunstwerk aus Krikelakrak. Der Terminkalender ist voll und mein Akku ist leer. Hoffentlich schaffe ich heute alles, was ich mir vorgenommen habe. Meine Stirn runzelt sich und beim Blick in den Rückspiegel entdecke ich ein weißes Haar auf meinem Kopf. Die Nachrichten im Radio können meine Stimmung nicht erhellen – Brückeneinsturz in Baltimore, Anschlag in Moskau, ein Unfall mit Toten auf der Autobahn.
Ich schalte das Radio aus und die Gute-Laune-Playlist ein. Und plötzlich ist da dieser Song, der mir irgendwie aus der Seele spricht: „Ich hab neulich geträumt von einem Land, in dem für immer Frühling ist. Hier gibt es Kaviar und Hummer im Überfluss. Keiner hier, der hungert, und niemandem ist kalt, Vanilleeis zum Nachtisch, alle sterben alt. In das Land, in dem für immer Frühling ist, darf jeder komm'n und jeder geh'n, denn es gibt immer ein'n Platz am Tisch. Rot karierter Stoff, keine weißen Flaggen mehr, alle sind willkomm'n, kein Boot, das sinkt im Mittelmeer.“ Die Sängerin Soffie träumt von einem Land, in dem für immer Frühling ist, in dem es keinen Hunger gibt, keine Ausgrenzung, keinen Krieg und keine Ungerechtigkeit. Sie spricht aus, was vermutlich so vielen Menschen auf dem Herzen liegt – den Wunsch nach Frieden, nach Gerechtigkeit, nach gelebter Nächstenliebe.
So stelle ich mir das Reich Gottes vor – vielleicht nicht unbedingt mit Hummer und Kaviar, aber mit einem Tisch, der so groß ist, dass alle Menschen daran einen Platz haben. Jesus hat es uns vorgelebt – er hat Blinde sehen und Gelähmte gehen lassen, er hat sich den Armen, den Kranken und den Ausgestoßenen zugewandt, er hat aus Liebe zu seinen Mitmenschen gehandelt. Jesus wurde verraten, gekreuzigt und er ist gestorben. Er hat den Tod überwunden und ist auferstanden – Jesus hat uns gezeigt, dass es selbst in den schwierigsten Zeiten einen Ausweg gibt, eine Möglichkeit zum Neuanfang. Das Reich Gottes, nach dem wir Christ*innen uns sehnen, ist kein Ort. Das Reich Gottes ist eine Zeit, ein Zustand – dort geht es allen Menschen gut, dort gehen alle Menschen respektvoll und liebevoll miteinander um. Jesus hat mit seinem Wirken in der Welt ein Stück vom Reich Gottes aufleuchten lassen.
Ich bin angekommen am Büro und bleibe noch einen Moment im Auto sitzen. Ich schließe die Augen und träume für einen kurzen Moment von einem Land, in dem für immer Frühling ist. Und dann gehe ich los – mit einem Lächeln im Gesicht.
Diakonin Sina Bramlage
Evangelischer Kirchenkreisjugenddienst
Ankerzeit - Kirche für junge Erwachsene