am 12. August 2023
Die einen trauen sich immer weniger ehrlich zu sagen, was sie denken. Andere posaunen lautstark ihre Meinung heraus und dies in einer Form, die die andern erschaudern lässt. Immer mehr sind verunsichert im Gewirr der Meinungen, Kontroversen und Krisenwirrwar. Extreme Positionen nehmen zu. An den politischen und gesellschaftlichen Polen und in der Schere zwischen Arm und Reich weltweit. Zugleich nimmt die Vielfalt an Lebensstilen und Formen zu. Im Umgang mit dieser Vielfalt brauchen wir ein Höchstmaß an Toleranz. Doch wie finden wir uns selber in der Mitte dieser Vielfalt? Psychische Probleme nehmen gegenwärtig stark zu. Die Herausforderung ist darum einerseits mit den unterschiedlichen vielfältigen Menschen wertschätzend und liebevoll umzugehen und zugleich eine eigene Position immer wieder neu zu finden und neu auszuloten. Denn inmitten der Vielfalt brauche ich für mich immer einen Orientierungspunkt, sonst bin ich orientierungslos und verliere mich selbst. Toleranz und ein gesundes Selbstbewusstsein bedingen sich gegenseitig.
Die Frage „Was fördert mein Selbstbewusstsein und gibt mir innere Widerstandsfähigkeit“ ist darum im Angesicht der zunehmenden gegenwärtigen Herausforderungen ein immer größeres Thema geworden. Was macht mich standfest, belastbar, voller Spannkraft und zugleich tolerant, nachgiebig und flexibel?
Steht unser Glaube uns dabei nun im Weg oder ist er dabei ein Motor und ein Leitbild? Ich finde es faszinierend, was ich über Toleranz, Wertschätzung und Standfestigkeit bei Jesus lernen kann. Mit wieviel Geduld und Liebe er mit anderen umgeht. Und das nicht von oben herab, sondern mit einer tiefen von Liebe geprägten Haltung und zugleich mit einem inneren Auftrag für alle Menschen und mit seiner Botschaft von der Würde des Menschen ohne Ansehen der Person, von Versöhnung und Gerechtigkeit. Das hat damals viele verwirrt, Fromme wie Nichtfromme, Juden die Römer. Er hat ein neues Zeitalter eingeläutet und wir haben noch lange nicht zu leben gelernt, was er uns gelehrt hat. Ein Höchstmaß an Toleranz und Selbstbewusstsein kam bei Jesus zusammen. Darum heißt es in der Bibel: Nehmt einander an, so wie Christus Euch angenommen hat. (Röm 15,7). Glaube gibt mir Orientierung und Halt. Er zeigt mir verlässliche Konstanten inmitten von so viel Wandel in unserer Gesellschaft. Gott bleibt und er ist ein Fundament, das nicht wackelt auch wenn vieles erschüttert wird. Und es ist spannend mit anderen dabei auf dem Weg zu sein.
Pastor Stephan Winter, Diepholz