am 16. April 2022
- ein schwieriges Thema, auch für Christinnen und Christen. Irgendwie schwer in Worte zu fassen, wenn ich leere Phrasen vermeiden möchte. In dieser Woche war ich ein paarmal zu Trauerfeiern auf dem Friedhof. Und bei den Angehörigen begeg-net mir öfter eine gewisse Selbstverständlichkeit: Ein geliebter Mensch kann nicht einfach weg sein. Viele Menschen haben ein gutes Gespür dafür, dass nicht alles aus und vorbei sein kann, wenn ein lieber Mensch stirbt. Dabei ist es weitgehend egal, ob sie christlich geprägt sind oder nicht.
Eine Besonderheit ist mir kürzlich neu aufgefallen, als ich die Ostertexte in der Bibel gelesen habe: Wir sagen oft, Jesus sei auferstanden oder auferweckt worden. Ei-gentlich steht da in ganz normaler Alltagssprache aufgestanden und aufgeweckt. Und das kennen wir doch sehr gut: Wenn ich tief und fest schlafe, werde ich irgend-wann vom Wecker oder von einem vertrauten Menschen aufgeweckt und stehe dann auf. Beim Tod scheint das irgendwie ähnlich zu sein. In vielen Texten und Ge-dichten wird der Tod mit dem Schlaf verglichen. Weil das mit dem Tod aber schon etwas Besonderes ist, werden die etwas ungewöhnlichen Worte auferstanden und auferweckt verwendet.
Dann stellt sich mir aber noch eine zweite Frage: Wer ist es denn, der Jesus aus dem Schlaf des Todes aufgeweckt hat, sodass er zu einem neuen Leben aufstehen konnte? Irgendwie ist mir klar, dass das etwas mit Gott zu tun hat. Denn bei einem normalen Schlaf werde ich irgendwann von selbst wach und kann dann aufstehen. Beim Tod funktioniert das so nicht, das wäre unnatürlich. Das kann es nur geben, wenn da jemand ist, wenn einen aufweckt aus dem Todesschlaf – aber der müsste größer und stärker sein als die Naturkräfte, größer und anders als alles, was es im Universum gibt. Und da hilft mir das Staunen, das Staunen über das, was es so alles gibt in der Welt und im Universum – und dass es überhaupt etwas gibt.
„Ich will, dass du bist.“ – eine Liebeserklärung Gottes, die Mut macht und Raum schafft für Unabhängigkeit und Freiheit, für Gemeinschaft, Rücksichtnahme, Akzep-tanz und Wahrheit, Raum, sich für andere Menschen und die Schönheit dieser Welt zu begeistern. Vielleicht kann etwas von der großen Menschenliebe Gottes durch-schimmern und spürbar werden in unseren Begegnungen, in der Familie, im Ver-wandten- und Freundeskreis – gerade auch an diesen Ostertagen.
Ansgar Stolte, kath. Pastor von Barnstorf, Diepholz und Sulingen