Sonnenstrahlen der Ewigkeit zum Frühstück

24. August 2024

Wort zum Sonntag

Pastor Klaus-Joachim Bachhofer, Kirchdorf; Foto: Jantje Ehlers

am 24. August 2024

Wenn morgens die Sonne scheint, fällt das Aufstehen leichter und die Stimmung ist gleich eine andere. Was für ein herrliches Gefühl: leicht und frei den Tag beginnen! Das ist das Lebensgefühl des Sommers. Dabei summe ich das Lied „Die güldne Sonne, voll Freud und Wonne“ von Paul Gerhard.

Paul Gerhardts Morgenlied: „Die güldne Sonne“ war ursprünglich für eine persönliche Besinnung zuhause gedacht. Für eine kleine Andacht am Morgen, vor oder nach dem Frühstück, allein oder mit der Familie, als eine Gelegenheit, den Tag bewusst zu beginnen. Er beschreibt die Situation kurz nach dem Aufstehen. Haupt und Glieder, Kopf und Körper haben ausgeruht und hoffentlich gut geschlafen; nun aber hat der Mensch sich aufgerichtet und die Augen geöffnet und sieht das helle Sonnenlicht.

Die Sonne ist unsere Lebensquelle. Wir können verstehen, dass die Ägypter und andere Völker sie als göttlich ansahen, als eine Gottheit, die jeden Tag mit einem Wagen über den Himmel fährt, von Osten nach Westen.

Die Bibel sieht in der Sonne keinen Gott, sondern ein Geschöpf, einer großen Lampe gleich, die der Schöpfer an den Himmel gehängt hat. So ist die Sonne ein Bild für Gott und seine Gnade. Gleichzeitig wird durch die Sonne der Blick in Gottes jenseitige Welt frei. Wenn Gottes Kraft wie die Kraft der Sonne ist, dann wird er es auch fertig bringen, die Menschen nach ihrem Tod mit dem Licht seiner Ewigkeit zu neuem Leben zu erwecken. Die Sonne ist für Paul Gerhardt ein Bild für Jesus Christus, der den Tod überwunden hat.

Wenn Paul Gerhardt schon am frühen Morgen an den Tod denkt, hängt das sicher zusammen mit all den Verlusterfahrungen, die er in seinem Leben schon machen musste. Als er zwölf Jahre alt war, starb der Vater, nur zwei Jahre später auch noch seine Mutter. Als er sein Morgenlied schrieb, hatte er vier von fünf Kindern verloren. Verständlich also, dass Paul Gerhardt schon beim Aufstehen an all diejenigen denkt, von denen er bereits Abschied nehmen musste. Doch denkt er an sie nicht mit Gram, sondern in dem Vertrauen, dass sie bei Gott gut aufgehoben sind. Nur so wird verständlich, dass Paul Gerhardt selbst seine eigenen Grenzen und die Begrenztheiten seines Lebens in einem anderen Licht sieht und Gott trotz allem aus vollem Herzen loben kann: Die güldne Sonne / voll Freud und Wonne…

Pastor Klaus-Joachim Bachhofer
St. Nikolai Kirchengemeinde, Kirchdorf