am 27. Januar 2024
Immer wieder wird gesagt, die Kirche solle sich endlich wieder um ihr Kerngeschäft kümmern anstatt sich ständig politisch zu äußern. Nur, was ist eigentlich dieses „Kerngeschäft?
Taufen, trauen, beerdigen, sich um Menschen kümmern, predigen… Genau, auch predigen!
Und wenn ich dann gucke, was ich predige, was die gute Botschaft Gottes ist, dann geht es los:
Ich predige von Gott, der die Menschen liebt. Von Gott, dem alle Menschen so wichtig sind, dass er seinen Sohn Jesus zu ihnen geschickt hat. Und Jesus ist dann gerade zu denen gegangen, denen es schlecht geht, die von der Gesellschaft ausgeschlossen wurden. Er hat immer wieder klar gemacht: „Was ihr einem unter meinen geringsten Brüdern (und natürlich auch Schwestern) getan habt, das habt ihr mir getan.“ Und diese „Geringsten“, die von der Gesellschaft als „Geringste“ abgestempelt werden, um die sollen wir uns kümmern und für die sollen wir uns einsetzen.
In einer Gesellschaft, in der Hetze gegen Flüchtlinge, gegen jüdische Mitmenschen, gegen Menschen aus der LGBTQIA+-Community häufig kein wirkliches Problem mehr ist, in der Verantwortung gegenüber Schwächeren nicht mehr selbstverständlich ist, bedeutet das für mich:
Wir können als Kirchenleute nicht schweigen: Wir müssen reden gegen Hass, gegen soziale Kälte, gegen Gleichgültigkeit. Wir müssen reden für Menschenfreundlichkeit, für Menschen, die niemanden haben, der sich für sie einsetzt. Wir müssen Gottes Liebe zu ausnahmslos allen Menschen predigen und leben. Und das wird dann eben auch politisch.
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Wochenende.
Pastorin Ulla Schmidt-Lensch