am 15. April 2023
Die Sonne scheint durch mein Fenster auf seine nackten Füße. Das Herz, das er in den Händen hält, war rot, jetzt ist die Farbe schon ziemlich abgeblättert. An den Ecken und Kanten ist er ein bisschen schmuddelig. Durch einige raue Begegnungen mit dem dicken Schlüsselbund oder anderen Gegenständen, die ich mir gerne mal schnell in die großen Taschen der Winterjacke schiebe, waren seine Flügel angeknackst. Inzwischen sind sie sogar abgebrochen. Auf beiden Seiten.
Aber ihn scheint das nicht zu stören. Er grinst weiterhin über beide Wangen und die Knopfaugen strahlen in tiefem Schwarz.
Der Engel war ein Geschenk von einer Freundin und seine Aufgabe war es, auf mich aufzupassen. So, wie er jetzt aussieht, war das keine leichte Aufgabe für ihn. Sie hat zumindest einige Spuren hinterlassen
Am Sonntag feiern wir Konfirmation. Wir haben ein Lieblingslied, dass wir im Moment gerne in solchen Momenten und Gottesdiensten singen. „Mögen Engel dich begleiten“ heißt es und erzählt davon, wie Gott den Menschen seine unendliche Liebe zeigt. Es erzählt von Engeln wie meinem Engel, die keine Flügel haben müssen, sondern nur ein freundliches Gesicht. Die mich spüren lassen, dass ich getragen bin und begleitet.
Ich wünsche unseren Konfirmandinnen und Konfirmanden, dass sie dieses Vertrauen mitnehmen können auf ihren weiteren Lebensweg. Dass sie alles, was sie über Gottes Liebe erfahren haben, in ihrem Herzen bewahren: Dass Gott uns nach seinem Ebenbild geschaffen hat. Dass er uns ganz und gar sieht, genauso, wie wir sind. Dass er uns vorbehaltlos liebt.
Ich wünsche unseren Konfirmandinnen und Konfirmanden, dass sie dieses Geschenk Gottes, diese Liebe spüren und weitergeben können. Dass sie in ihnen ein großes Herz anderen gegenüber schafft, egal, ob Freund oder Feind.
Das Gegenteil von Liebe ist die Furcht. Die Furcht vor Veränderungen. Die Furcht, verletzt zu werden. Die Furcht vor Verlust. Die Furcht, nicht genug zu sein…
Mögen die Engel, die Gott uns schickt, uns immer wieder ermutigen: Fürchtet euch nicht! So können wir getrost unsere Wege gehen – nach der Konfirmation, in jedem neuen Lebensjahr, durch Täler und über Berge. Frauke Laging, Diakonin, St. Nicolaikirchengemeinde Diepholz