am 25. November 2023
„Das Essen ist fertig!“ Wie oft haben wir das nicht schon gehört, gesagt oder laut durchs Haus gerufen.
„Sieh zu, ob du nicht etwas essen kannst“, sagen viele zu ihren Kranken zuhause oder im Krankenhaus. „Du musst doch wieder zu Kräften kommen.“
Doch eines Tages klingt dieser Ruf merkwürdig hohl, weil es niemand hört. Eines Tages ist da ein Stuhl, der so furchtbar leer dasteht, und wir wissen: Er oder sie, die dort gesessen haben, werden da nicht mehr sitzen. Das haben viele erfahren. manche in diesem Jahr, andere vor vielen Jahren.
Wenn wir uns an den Tisch setzen und zusammen essen, spüren wir die Gemeinschaft untereinander. Wir sind miteinander verbunden. Umso schwerer wiegt es, wenn der andere, die andere nicht mehr da sind. Der geliebte Ehepartner, die Mutter oder der Sohn, der viel zu früh gegangen ist.
Morgen finden in vielen Kirchen Gottesdienste zum Ewigkeitssonntag statt. In diesen Gottesdiensten werden noch einmal die Namen derjenigen vorgelesen, die im Laufe des Jahres gestorben sind. Wir hören die Namen und wir erinnern uns an gemeinsame Erlebnisse. Dazu gehören die Mahlzeiten, die uns eng miteinander verbunden haben. Das Frühstück am Sonntagmorgen, das Abendbrot nach der Arbeit, die traditionelle Mahlzeit zu Weihnachten und anderen Festen.
Wer von einem vertrauten Menschen Abschied nehmen musste, wird auch dieses gemeinsame Essen vermissen. Dann tut es gut, wenn wir besondere Gegenstände von früher bewahren konnten: die dekorative Schüssel, die Tasse der Partnerin, die Weihnachtstischdecke. Das sind nicht nur Dinge. Das ist Gegenwart. Wir merken, wie der verstorbene Mensch uns wieder ganz nahe kommt.
Doch der Ewigkeitssonntag will mehr sein als ein Tag zum Erinnern. Er stellt auch die Frage nach der Zukunft. Denn angesichts des Todes drängen sich uns viele Fragen auf: Was bleibt vom Leben? Und: Wo bleiben wir? Ist mit dem Tod alles aus?
Jesus hat mal zu seinen Jüngern gesagt: „In meinem Reich sollt ihr an meinem Tisch essen und trinken.“ (Lukas 22,29) Mit diesem Bild macht Jesus deutlich, dass es auch nach dem Tod eine Zukunft gibt bei ihm. Aber er braucht keine großen Worte, sondern ganz einfache: Essen und Trinken.
Dies ist sicherlich keine erschöpfende Antwort auf die Frage nach dem, was bleibt und wo wir bleiben, doch wir dürfen darauf vertrauen, dass auf der anderen Seite der Grenze das Leben weitergeht und ein gedeckter Tisch auf uns wartet. Wir sind bei Jesus Christus an einen Tisch geladen und werden als Gast empfangen.
Reinhard Thies, Pastor in Barenburg und Varrel