am 30. Dezember 2023
„Früher war doch selbst die Zukunft besser.“ Mit diesem Satz karikierte einst Karl Valentin die Verklärung der Vergangenheit durch die ewigen Besserwisser.
Wir hatten zwar weder Kaffeevollautomaten noch Smartphone, die Weintrauben hatten noch Kerne und es gab keine künstliche Intelligenz, aber damals war die Zukunft einfach besser. Warum? Ganz einfach: Wir hatten sie noch vor uns!
Aber ich lasse Scherz, Satire und Ironie mal beiseite. Der Satz: „Damals war die Zukunft einfach besser.“ hat eine aktuelle Schattenseite. Es geht in ihm um Vertrauen in die Zukunft, um Ziele und Glück in der Lebensplanung. Es gab immer all die kleinen und großen Katastrophen, die einen Lebensplan zerstören können: Arbeitslosigkeit, Krankheit, Tod, Krieg, Hochwasser, Missernten, Dummheit und Machtmissbrauch. Auch früher war die Zukunft nicht vorhersehbar, hatte Chancen und Risiken, aber der Blick darauf war ein anderer. Zuallererst war die Zukunft „Chance“. Heute sehen viele Menschen in der Zukunft mehr „Risiko“ als „Chance“. Der Krieg in der Ukraine und in Nahost, Pandemien, der Klimawandel, die Konjunktur von Verschwörungstheorien und Fundamentalismus bringen Zukunftsangst, Werteverlust und Kinderarmut hervor. Kinderarmut meine ich im doppelten Sinn: Die Armut an Kindern - Verantwortung wollen viele nur noch für sich allein tragen. Und die Armut von Kindern - der letzte Armutsbericht hat das wieder eindrücklich belegt. Und das alles, obwohl der Lebensstandard bis vor kurzem immer höher geklettert ist.
Wenn wir den Glauben an die Zukunft im Jahr 2024 wiedergewinnen wollen, dann bleibt uns nur übrig, die Risiken der Zukunft anzunehmen. Wir müssen aufstehen und weitergehen zu neuen Zielen für uns und unsere Kinder in gegenseitigen Respekt und im Wohlwollen füreinander. Ob wir ans Ziel kommen, das können wir nicht wissen, wir können es nur glauben und unser Bestes tun. Glaube ist ja das, was man wagt. Nicht das, was man sagt. Das hat Jesus uns vorgemacht, als er sich auf den Weg macht und neue Wege sucht für sich und die Menschen, die mit ihm unterwegs sind.
Also wagen wir die Reise ins Jahr 2024, tun unser Bestes und überlassen Gott den Rest.
Und das Beste zu tun, das mag auch in diesem Jahr heißen:
Siege, wenn du kannst, verliere, wenn du musst, aber stehe immer wieder auf.
Dazu helfe uns Gott, denn jemand anders wird es nicht tun.
Andreas Ruh (Krankenhausseelsorger)