am 9. Oktober 2021
Diesen Satz habe ich schon so oft gehört – entschuldigend, aber immer auch ein bisschen trotzig. „Ich kann ja auch im Wald, im Moor oder am Meer nah bei Gott sein und für mich allein glauben. Dafür brauche ich die Kirche doch nicht!“, wird dann gerne noch ergänzt.
Ich fühle mich immer ein wenig unwohl in meiner Haut, wenn dieser fällt. Wir Pastorinnen und Pastoren bewerten doch nicht den Glauben von Menschen. Niemand muss sich bei uns entschuldigen, wenn er oder sie trotz seines Glaubens nicht in den Gottesdienst kommt. Es gibt keinen Gottesdienstzwang – und kein Christ ist besser als der andere, wenn er jede Woche in die Kirche geht.
So kann ich diesem Satz auch wirklich zustimmen: Ja, Gott ist überall – in der Kirche und in der Natur. Es ist schön, in Gottes Schöpfung zu stehen und zu glauben, zu beten und Gottes Nähe zu erfahren. Und es kann sogar hin und wieder erbaulicher als ein Gottesdienst sein.
Dennoch kommt das „Aber“ von mir natürlich hinterher. Glauben lebt von der Gemeinschaft. Nicht immer ist mein Glaube stark und fest, hin und wieder ist er erschüttert, klein und unsicher. Im Gottesdienst, mit anderen zusammen fühle ich mich dann vom Glauben der anderen mitgetragen – und mein eigener Glaube wächst. Auch das gemeinsame Singen, was jetzt ja endlich wieder möglich, stärkt meinen Glauben und macht fröhlich. Und schließlich: Glaube lebt davon, dass andere mir Gottes Liebe und Vergebung zusprechen. Ich kann mir nicht selbst sagen, dass Gott mich trotz aller Fehler liebt. Diese Zusagen müssen von anderen, von außen kommen – nur dann können sie auch bei mir im Innersten ankommen.
So ist für mich die Kirche der Ort, an dem Menschen gemeinsam Gott nahe sind und sich gegenseitig im Glauben stärken – an dem sie sich bei Zweifeln ermutigen und bei Traurigkeit trösten. Mir tut es gut, in die Kirche zu gehen.
Und so lade ich Sie herzlich in unsere Gottesdienste in unserem Kirchenkreis ein – feiern Sie mit anderen Ihren Glauben. Und gehen Sie danach in der schönen Schöpfung spazieren und spüren Sie da ganz für sich die Liebe und Nähe Gottes.
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Wochenende.
Ihr Marten Lensch
Superintendent im Kirchenkreis Grafschaft Diepholz