am 19. August 2023
Ich sitze in der Küche und warte darauf, dass mein Essen fertig wird, während ich mehr oder weniger aufmerksam durch die Stories bei Instagram tippe. Plötzlich bleibe ich an einem Bild hängen. Ein Kollege hat ein Foto von seinem Tattoo gepostet: Zwei Engel, die einen Abendmahlskelch in die Höhe halten. Darüber die Frage: Was hebt dein Herz in die Höhe?
Ich mache einen Screenshot, hole den Tortellini-Auflauf aus dem Ofen und überlege: Ja, was hebt denn mein Herz in die Höhe? Die Erinnerung an die Klostertage in Bursfelde. Ein Waldspaziergang mit einer Freundin und den Hunden. Festivalatmosphäre, die Einschulung meines Neffens und der sich anschließende Urlaub…
Erst später, als ich mir Bild und Frage noch einmal anschaue, merke ich, dass der Kollege noch einen Beitrag zum Bild geschrieben hat. Er erzählt u.a. davon, wie bei der Abendmahlsfeier den Menschen zu gerufen wird: Erhebet eure Herzen. Die Herzen in die Höhe.
Recht hat er, wenn er schreibt: „Das ist der Aufruf die Herzen aus allem, was sie am Boden hält, was sie an alltäglichen Funktionieren und Beschäftigen wie Efeu umwuchert und festhält rauszuheben, nach oben, in die frische Luft, in die Höhe!“
Hinein in den weiten Himmel. Ich versuche es mir vorzustellen, wie ich mein Herz nehme, es vorsichtig aus dieser Welt in die Höhe hebe und flüstere: „Hier, Gott, mein Herz. Du weißt, was es braucht.“
Wie frei muss es sich da fühlen?
Ich spüre: Dort ist es am rechten Fleck. Dort bei Gott, umhüllt von seiner grenzenlosen Liebe, die Freiheit und Geborgenheit zugleich ist.
Der Himmel weckt Sehnsucht nach einer Freiheit, die noch weiter und größer ist als die, die ich in einer Auszeit im Kloster, auf einem Festival oder beim Abendmahl erlebe. Und doch brauche ich diese Erlebnisse im Hier und Jetzt, die mein Herz in die Höhe heben, um meine Sehnsucht wachzuhalten und mein Vertrauen in Gott.
Was hebt dein Herz in die Höhe?
Juliane Worbs
Pastorin in der Ankerzeit und in der Ev.-luth. Kirchengemeinde Sulingen.