am 25. September 2021
Seit über 2000 Jahren erzählen wir nun von dem menschgewordenen Gott, der uns in Jesus Christus nahegekommen ist. Aber irgendwie erreichen wir viele Menschen damit nicht mehr. Ich stelle daher mal die Gretchenfrage: Worum geht es denn eigentlich im christlichen Glauben? Die Antwort klingt fast banal und überrascht zugleich: Es geht darum, wie wir in unserem Leben glücklich werden. Und was macht uns glücklich? Das eigene Haus? Der gutbezahlte Job? Ein teures Auto? Das neue Smartphone? Die Familie? Die Partnerschaft? Freude an guter Gesundheit? Die Erfahrungen zeigen: all diese Dinge – so schön sie auch sind – sind nicht unbedingt ein Garant für dauerhaftes Glück. Beziehungen können zerbrechen, den Job kann man verlieren, eine schwere Krankheit kann uns einholen usw. Der Sänger Campino von den Toten Hosen fragt in einem Lied: „Warum werde ich nicht satt?“ Verrückt, dieser Mann hat doch eigentlich alles. Scheinbar doch nicht. Warum werden wir nicht satt? Vielleicht liegt die Antwort hier: Weil unser Herz einfach zu groß ist, als dass wir es mit all diesen weltlichen Dingen satt und glücklich machen könnten. Es funktioniert einfach nicht auf Dauer. Es muss etwas Anderes geben, das uns das echte und tiefe Glück beschert. Und genau hier gibt der christliche Glaube die alles entscheidende Antwort. Der Kirchenvater Augustinus bringt es auf den Punkt: „Unser Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet in dir, Gott.“ Darum geht es im christlichen Glauben: um die Ur-Sehnsucht eines jeden Menschen, die gestillt werden will. Der christliche Glaube muss dazu führen, dass ein Mensch in Gott Frieden findet. Dass er zu sich selbst kommt und im Leben aus diesem Gott heraus und auf diesen Gott hin Sinn und Erfüllung im tiefsten seines Herzens findet und dieses auch tatsächlich spürt und erlebt. Und das sollte sich auch in all unseren Bemühungen widerspiegeln, um die Menschen von heute mit diesem Zuspruch des Evangeliums (neu) zu erreichen: Du kannst bei Gott glücklich werden und bleiben.
Michael Wendel, Pfarrverwalter i.A. – St. Nikolaikirche, Kirchdorf