am 12. Oktober 2024
Die Welt schaute diese Woche nach Israel und Palästina. Ein Jahr ist vergangen, als am 7. Oktober 2023 mörderische Horden von islamistischen Hamas Terroristen ein unvorstellbar grausames Massaker verübt hatten. Rund 1.200 Menschen wurden getötet, etwa 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer sind fast 100 Geiseln in der Gewalt der Terrorgruppe.
Ein kollektives Trauma für ganz Israel. Dieser Überfall hat den bis heute andauernden Gaza-Krieg ausgelöst, den Israels Regierung gnadenlos und mit aller Härte führt. Die Bilder der leidenden Kinder, Frauen und alten Menschen schmerzen mich ebenso, wie die trauernden Angehörigen der israelischen Opfer. Wie kann die Spirale der Gewalt bloß gestoppt und dieser nie endende Hass überwunden werden? Die Fronten sind verhärtet, niemand hat eine Exit-Strategie, man muss sogar eine Ausweitung der Katastrophe befürchten.
Heute, mitten im Krieg, feiert das Volk Israel ihren wichtigsten Feiertag, den Jom Kippur. Er ist der jüdische „Versöhnungstag“, bis heute ein strenger Ruhe- und Fastentag. Die allermeisten Juden halten ihn in mehr oder weniger strikter Form ein.
Im Jahr 1973, ich war erst 11 Jahre alt, wurde Israel schon einmal militärisch überfallen, von Syrien und Ägypten, an eben diesem strengen Ruhetag, daher kannte ich den Name Jom Kippur Krieg. Israels Armee war unvorbereitet gewesen und wurde zunächst überrannt, doch sie schlugen erfolgreich zurück. Erst 1979 kam es zum Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel, doch Syrien erkennt Israel noch immer nicht an. Bis heute bestreiten radikale Islamisten das Existenzrecht Israels, sie propagieren den Völkermord, wollen einen Genozid. Das darf man nicht vergessen.
Der „Versöhnungstag“, geht auf die biblische Erzählung aus 3. Mose 16 zurück, in der der Priester Aaron einen „Sündenbock“ mit all der Schuld und den menschlichen Verfehlungen belädt und in die Wüste schickt. An Jom Kippur mögen sich alle mit Gott und den Mitmenschen versöhnen, ein schöner Gedanke!
Dies kann jedoch nur geschehen, wenn Fundamentalisten jeglicher Couleur entmachtet und abgelöst werden. Das gilt für jede politische Partei und Religion, für das schiitische Mulla-System des Iran als auch für die ultraorthodoxe und nationalistische Regierung Israels.
Versöhnungstage zwischen Menschen sind dann sinnvoll, wenn man sich nicht mehr als Todfeinde begegnet, sondern als Menschen, die sich gegenseitig tolerieren und eine gemeinsame Zukunft in Frieden anstreben. Und das ist gewiss noch ein sehr weiter Weg.
Pastor Gerald Engeler
Ev.-luth. Kirchengemeinde Schwaförden-Scholen