am 16. Mai 2020
Menschen wollen hoch hinaus, nach oben kommen. Sie wollen Ziele erreichen. Karriere machen im Beruf, im Verein, in einem Verband, in der Familie, Politik oder sogar in der Kirche. Jeder will nach oben, niemand nach unten. Das ist allzu menschlich.
Das Christsein wird von vielen Menschen als Religion nach unten verstanden. Ein Christ muss bescheiden sein und alle Bestrebungen nach oben vermeiden? Das schickt sich nicht. Du könntest in den Geruch der Selbstbeweihräucherung kommen. Nein, immer schön unten bleiben und buckeln. Schließlich soll sich der Christ in den Himmel hineindienen und hineinarbeiten. Das ist Leistungsgesellschaft, aber nicht Evangelium.
Denn Jesus sagt seinen Jüngern und Jüngerinnen am Himmelfahrtstag: „Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen."
Was ist das für eine Karriere ? Ich erhöhe mich nicht selbst, sondern werde erhöht, ohne dafür einen Finger krumm zu machen ?
Jesus vertraut Gott, dass er ihm den Himmel schenkt. Jesus muss seine Karriere, sein „Hoch-hinaus“ nicht selbst in die Hand nehmen. ER w i r d erhöht. Er überlässt sein „Hoch-hinaus“ ganz Gott.
Dazu kommt das Versprechen Jesu: Durch sein Sterben und Auferstehen, durch seine Erhöhung zieht er uns mit zu Gott-Vater. Er zieht uns mit hinein. Ich brauche weder in den Himmel zu tanzen noch mir den Himmel verdienen. Jesus zieht mich mit. Die Frage ist nur, ob ich mich in den Himmel „reinziehen lasse“ ? Es soll Menschen geben, die tun sich schwer, wenn sie in etwas hineingezogen werden. Da werden Widerstände wach: „Ich lasse mich da nicht hineinziehen !“
Dabei ist es die Befreiung des Evangeliums: Ich kann und muss mir den Himmel nicht verdienen. Ich habe es auch nicht nötig, mir den Himmel durch sogenannte „Vatertagswanderungen“ zu erwandern. Ich brauche mich nur an Jesus hängen. Er zieht mich in den Himmel hinein.
Wie es Jugendliche manchmal sagen: „Den ziehen wir mit. Den ziehen wir durch.“ Wie es Arbeitskollegen auf Akkord und Montage sagen, dass sie jemanden mit-durch-ziehen. Wie es Menschen sagen, wenn sie über die Beerdigung hinaus den Trauernden beistehen und sie im Gebet 'mitziehen' und mittragen.
Am Himmelfahrtstag komme ich hoch hinaus, ohne stressbeladene und schweißtriefende Karriereleiter, ohne Eigenleistung. Jesus Christus zieht mich mit und durch. Gewiss nicht, weil ich es verdient habe. Gewiss nicht, weil ich so ein anständiger Mensch bin. Gewiss nicht, weil ich so ein guter Christ bin. Seine Liebe ist es. Liebe zieht immer nach oben. Durch die Liebe Jesu kommst du hoch hinaus. Höher hinaus als jedes Denken, Fühlen, Handeln und Streben. Wie es in jedem Gottesdienst gesagt wird (Philipper 4,7): „Und der Friede Gottes, der h ö h e r ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.“
Pastor Burkhard Westphal, Mellinghausen/Siedenburg