Die Tränen des Laurentius

10. August 2024

Wort zum Sonntag

Foto: privat

am 10. August 2024

In diesen Tagen um den 10. August weint wieder das Weltall. Es ist die Zeit der sommerlichen Sternschnuppen, die man auch Laurentiustränen nennt, weil der Heilige Laurentius geweint hat, geweint haben muss, als er an einem 10. August getötet wurde. So etwa um 300 nach Christus war das.

Laurentius war Christ und eine Art Gehilfe des Papstes. Und weil Christinnen und Christen damals verfolgt wurden, hatte man dem treuen Laurentius den Schatz der Kirche anvertraut: Goldkelche fürs Abendmahl, silberne Taufschalen und Ringe des Bischofs von Rom. Das sollte er verstecken für bessere Zeiten.

Aber die amtlichen bestellten Christenverfolger finden Laurentius und bedrohen ihn. Sie verlangen von ihm: Gib uns den Schatz deiner Kirche. Dann schlagen sie ihn, weil Laurentius schweigt. Schließlich bedrohen sie ihn mit Feuer. Da sagt er zu seinen Verfolgern: Kommt mit mir; ich zeige euch den Schatz der Kirche.

Er geht mit ihnen durch die Stadt Rom. Vorbei an den schönsten Häusern, durch prachtvolle Gärten und am Wasser entlang. Bis dahin geht Laurentius, wo gar nichts mehr schön ist. Zu den Armen der Stadt. Zeigt auf diese erbarmungswürdigen Menschen und sagt zu seinen Verfolgern: Diese hier, die Elenden und Vergessenen, die sind der Schatz der Kirche.

Das muss er bitter büßen. Man verbrennt Laurentius, öffentlich, an einem 10. August. Da muss er noch mehr geweint haben. Und die Welt und das Weltall gleich mit ihm. Bis heute. Wenn in den Nächten um den 10. August Sternschnuppen fallen, denkt man an die Tränen des tapferen Laurentius, der damals sterben musste, nur weil er die Wahrheit gesagt hat: Die Kirche ist für Arme da; die Armen sind der Schatz der Kirche.

Daran sollten wir uns erinnern, wenn wir heute - besorgt wegen schrumpfender Mitgliederzahlen - nach der Zukunft der christlichen Kirchen bei uns fragen. Und danach, wie das alles wohl mal werden wird mit weniger Personal, weniger Gebäuden und weniger Geld, das zur Verfügung stehen wird. Ja, das sind wichtige Fragen, ohne Zweifel.

Aber die viel wichtigere Frage lautet: Wozu ist die Kirche überhaupt da? Die Kirche Gottes hat einen festen und unverrückbaren Platz auf der Erde: Sie steht neben denen, die arm sind und entrechtet. Sie kümmert sich um die alleine Gelassenen, um die Kranken. Sie sorgt sich um die, die Sorgen haben.

Denen stehen wir bei; denen geben wir eine Stimme. Denen helfen wir, wo und wie wir nur können. Gottes Kirche in der Welt soll nicht reich werden, sondern reich machen.

Martin Lenzer,
Pastor im Kirchenkreis Grafschaft Diepholz