am 14. August 2021
2013 haben die britischen Komiker Jones und Evans in London die sogenannte „Sunday Assembly“, die Sonntagsversammlung, ins Leben gerufen.
Die beiden Gründer konnten mit Gott nichts anfangen, fanden aber, dass an der religiösen Praxis was zu retten ist: das Zusammensein sonntags um 11 Uhr, das gemeinsame Singen, das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten zu sein. Warum soll man nicht das Schöne eines Gottesdienstes nehmen und etwas Eigenes schaffen - ohne das Klimbim drumherum und den Gotteskram?
Gott wollen sie nicht, aber sie wollen einen „Gottesdienst“. Also schmeißen sie Gott einfach aus der Sunday Assembly raus. Es bleibt ein ähnlicher Ablauf wie in der Kirche: Statt der Predigt gibt es einen Vortrag über ein weltliches Thema. Es gibt sogar ein „Evangelium der Gruppe“, ihren drei Geboten: Live better. Help often. Wonder more – Lebe besser, hilf oft, staune mehr. Es wird sogar für Bedürftige gesammelt. Menschen, die Gemeinschaft pflegen, singen und an sich und andere denken. Klingt doch sympathisch, oder? Eine Aussage von Jones und Evans macht mich jedoch stutzig. Wenn du einen Stein im Schuh hast, schmeißt du doch nicht den Schuh weg, sondern den Stein.
Das klingt fast wie ein biblisches Gleichnis. Ja, Gott ist (auch) ein Stein im Schuh. Er stört dich in deinen Gewohnheiten. Er bringt sich unterwegs in Erinnerung, als würde er fragen: Ist das noch der richtige Weg? Schließlich ist er der Stein des Anstoßes: Gott will mein Leben bewegen, verändern, erneuern. All das kann man nicht gebrauchen, wenn man unverbindlich und nett eine Stunde am Sonntag verbringen will.
Für mich wäre eine Sunday-Assembly nichts. Ich brauche den Gottesdienst als Versammlung von Menschen, die auch die unbequemen und leidvollen Seiten des Lebens wahrnehmen und aushalten. Und ich brauche ihn als Ort, an dem ich Gott begegne, mich von ihm ansprechen, hinterfragen, aber auch trösten lassen kann. Allein aus Versammlungen interessierter Menschen kann ich keine Kraft ziehen, die mich durchs Leben trägt. Das wären für mich Schwimmübungen im trockenen Becken. Erst im Wasser lerne ich richtig schwimmen und kann spüren, wie es mich trägt.
Gott stärkt mich durch seine Liebe, selbst wenn er mir unverfügbar bleibt und oft unbequem.
Er bringt mir bei, mich über mein Leben zu wundern: Mit ihm kann schwere Zeiten aushalten, Fehler zugeben und schöne Erfahrungen feiern. Ich möchte Gott nicht wegwerfen. Das haben schon andere versucht, steht sogar in der Bibel, im Ps. 118,22: Der Stein, den die Bauleute weggeworfen haben, ist zum Eckstein geworden.
Pastor Gerald Engeler
Ev.-luth. Kirchengemeinden Schwaförden-Scholen + Sulingen