am 6. Juni 2020
Trinitatis ist ein komisches Fest. Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Trinitatis - in dieser Reihenfolge läuft das. Mit den ersten beiden Festen des Glaubens können auch noch weniger Glaubensfeste etwas anfangen. Bei Pfingsten wird´s schon merklich dünner, oder? Und dann erst Trinitatis: kein Baum, kein Hase, nicht mal der Pfingstochse legt sich nahe. Aber immerhin ist Trinitatis Namensgeber für bis zu 24 nachfolgende Sonntage. Dank bemerkenswerter Online-Präsenz der Kirche in Corona-Zeiten wissen wir seit spätestens letzter Woche: Pfingsten gilt als Geburtstag der Kirche. Aber Trinitatis? Da feiert die christliche Kirche die Dreieinigkeit Gottes. Gottesdiensterfahrene kennen das aus dem Glaubensbekenntnis. Es geht um Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Gleichzeitig. Parallel. Aus einem Guss, sozusagen.
Im Wesentlichen geht das zurück auf Konzile in frühen Jahrhunderten, kirchliche „Dogmen-Workshops“ gewissermaßen. Die legten fest, was bis heute darunter zu verstehen ist. Die Trinitätslehre gilt als Nagelprobe christlicher Überzeugung und bildet die Master-Class für Theologie Treibende. Mir erscheint die Lehre über die Trinität mehr als ein intellektueller Klimmzug. Dabei geht es eigentlich um unmittelbare Gotteserfahrung im Alltäglichen. Dass Gott sich gleichzeitig als Vater, Sohn und Heiliger Geist definiert, fabriziert vielen einen Knoten in´s Hirn. Das verursacht cerabrale Verschlingung und hält manche davon ab, in dem Ganzen maßgebliche Bedeutung zu finden. Das tun andere offenbar schon. Die Vorstellung vom dreifaltigen Gott ist dem Islam der größte Stolperstein für´s Miteinander. Eigentlich das „No go“ schlechthin. Mir selbst ist der theologische Disput nicht so wichtig, ob es nun um die Einheit in der Dreiheit oder die Dreiheit in der Einheit geht. Wer bei diesem Satz zu schmunzeln beginnt, oder unwillkürlich leicht den Kopf schütteln muss, spürt, was ich meine. Die Formulierung ist nicht ausgedacht, so wird die Diskussion geführt. Bemerkenswerte Gedankenwelt, nicht wahr? Wer sich fragt, was das mit dem Alltag vor unserer Tür zu tun hat, besitzt meine volle Sympathie. Gut so. Skeptische Fragen halten die Kirche wach und im Dialog.
Trinitatis ist ein komisches Fest. Trotz aller gedanklicher Verstiegenheit zeigt es mir, worum es in meinem Glauben geht. Ich finde es schön, über Gott in diesem familiären Vater-Sohn Bild nachzudenken. Nicht nur, weil mich das von Klein auf begleitet und im Glauben hat wachsen lassen. Auch, weil mir dadurch Zusammenhalt und Achtung füreinander deutlich wird. Von einem zum anderen und die Richtung ist dabei egal. Es gefällt mir gut, dass der unfassbare Gott in Jesus Mensch wird und mir so unmittelbar begegnet. Im Menschensohn Jesus kommt Gott in der für mich wirklichen Welt auf mich zu und gibt mir ein Beispiel für lebenswertes, bewahrendes Miteinander. Mich fasziniert, dass sich der heilige, mir mit meiner Vernunft nicht begreifbare Geist Gottes immer wieder ereignet. Das weist mich über meinen schnöden Alltag hinaus und setzt immer wieder Menschen in Bewegung, aufeinander zu. Denn dieser unberechenbare Geist Gottes weist mich auf Vorbild und Nachfolge Jesu hin. Und damit wandelt sich das sperrige Trinitatis-Denkdreieck zum einheitlichen Kreis. Ich wünsche Ihnen an diesem Wochenende eine Begegnung mit dem wirklich Irritierenden an diesem komischen Fest. Bleiben Sie dreifach behütet. Mindestens.
Rüdiger Fäth
Diakon im Kirchenkreis Diepholz