am 17. September 2022
„Selig seid ihr Armen, denn das Reich Gottes ist euer! Wehe euch, ihr Reichen, denn ihr habt euren Trost schon gehabt!“
So ist es von Jesus überliefert in den Seligpreisungen des Lukasevangeliums. Im Zentrum seiner Verkündigung. Jesus war kompromisslos auf der Seite der Armen und Rechtlosen. Und
er hat die Reichen an ihre Verantwortung erinnert. Was ist daraus geworden?
Lange wurde dem Christentum vorgeworfen, die Armen auf ein Leben nach dem Tod zu vertrösten und so ihre Situation nicht verändern zu wollen. Für uns heute bedeutet das, dass wir uns in den Gemeinden immer wieder neu daran erinnern, was in der Nachfolge Jesu zu tun ist. Wo unsere Schwerpunkte liegen.
Das Reich Gottes, von dem Jesus spricht, ist eine Welt, in der Nächstenliebe, Recht und Gerechtigkeit herrschen. In das wir endgültig eingehen nach unserem Tod. Aber es beginnt hier und jetzt in unserem Leben! Jesus hat uns das vorgelebt.
Für unsere aktuelle Situation der Verteuerung bedeutet das, sich für die Armen einzusetzen. Den Mund auf zu machen für eine gerechte Verteilung. Gerecht meint nicht, dass jeder dasselbe bekommt. Gerechtigkeit heißt, dass Ungleichheiten abgefedert werden. Und es heißt für die, die mehr haben: zu verzichten. Warum profitiere ich als gut situierte Pastorin von den Entlastungen der Politik genau so wie arme Menschen? Das ist nicht gerecht. Warum werden die wirtschaftlichen Gewinner der Situation, Personen und Firmen, nicht angemessen besteuert?
„Earth for All“, die neue Veröffentlichung der Wissenschaftler des Club of Rome, setzt sich für die Zukunft unseres Planeten ein. Um eine globale Katastrophe zu verhindern, nennen sie auf einer Liste von fünf Punkten als die ersten zwei: Armut bekämpfen und Ungleichheit verringern durch gerechtere Steuern. Das ist so aktuell wie nie auch bei uns.
„Selig seid ihr Armen!“ Damit das Wort Jesu heute nicht zynisch wird, müssen wir etwas tun. Wir als Kirche sind mit der Diakonie vor Ort bei den Menschen: In der Kirchenkreissozialarbeit, in der Schuldnerberatung, bei der Tafel. In der Flüchtlingshilfe. Was mir fehlt, sind laute Stimmen aus der Kirchenleitung: Einflussnahme auf die Politik!
Einzutreten für die Armen steht der Kirche gut zu Gesicht. Weil es ihr Eigentliches ist. Jesus ist gekommen, um den Armen das Evangelium zu verkündigen: Die gute Nachricht vom Reich Gottes, in dem Recht und Gerechtigkeit herrschen. Stehen wir auf und setzen uns dafür ein!
Ihre Pastorin Gesa Junglas