am 6. März 2021
…kennen Sie das? Diese Vorstellung, wenn man in Gedanken in die vergangenen Zeiten reist und sich von schönen Erinnerungen streicheln lässt, Erinnerungen an das Leben früher… Ich blicke zurück auf die Tage vor genau einem Jahr, Anfang März 2020. Irgendwie will dieser Satz nicht aus meinem Kopf: „Da war die Welt noch in Ordnung“… In der Tat, da war die Welt anders. Sie war vielleicht nicht in so bester Ordnung, aber sie war in der Ordnung, die uns vertraut war, mit der wir uns auskannten; jedenfalls viel besser auskannten, als mit dem, was dann kam.
Mittlerweile ist uns auch die Situation der Pandemie recht vertraut. Wir haben uns an viele Dinge gewöhnt, die wir uns vor einem Jahr noch gar nicht vorstellen konnten. Auch geimpft wird mittlerweile und wir können (fast) sicher davon ausgehen, dass wir die Rückkehr zum „normalen“ Leben spätestens im Herbst zelebrieren werden. Doch wird dann die Welt wieder in Ordnung sein?
Mit Sicherheit nicht, denn der Zustand der Welt hängt von vielen anderen Faktoren ab, die wesentlich mehr ausmachen als das Coronavirus. Das ist z.B. der Frieden, der so zerbrechlich ist und in vielen Regionen der Welt einfach fehlt. Das ist die Barmherzigkeit, die vom Pragmatismus der modernen (besonders) westlichen Welt immer stärker in den Bereich der institutionellen Leistungen verdrängt wird. Das ist die Liebe, die immer weniger mit Verbindlichkeit und Selbstlosigkeit zu tun hat. Das ist der Glaube an Gott, mit dem immer weniger Menschen etwas anfangen können.
Die Liste kann lang werden. Vor allem die Liste der Faktoren, die unmittelbar mit dem menschlichen Handeln oder auch dem menschlichen Wegschauen zusammenhängen und sich auf den Zustand der Welt auswirken. In diesem Sinne wird das Ende der Pandemie allein die Welt noch lange nicht in Ordnung bringen. Aber hoffentlich werden wir dadurch besser verstehen, was wir tun können und lassen sollen, damit die Welt ein Stückchen besser wird.
Dimitri Schweitz, Pastor in Barver und Rehden-Hemsloh