am 12. Februar 2022
Erklär mir Liebe, so beginnt eines der eindrucksvollsten Gedichte von Ingeborg Bachmann. In der kommenden Woche haben wir alle die Gelegenheit, ganz ähnlich mit der Liebe ins Gespräch zu kommen: am Montag ist Valentinstag. Menschen meiner Generation wurden lange Zeit nur vom Blumengeschäft ihres Vertrauens an dieses Datum erinnert. Doch das hat sich mittlerweile geändert: nicht wenige Kirchengemeinden machen an diesem Tag Angebote speziell für Menschen, die gerade frisch verliebt sind oder sich nach einer neuen Liebe sehnen, für Paare, die sich gerade gefunden haben oder die schon lange miteinander verbunden sind, für Menschen, die eine glückliche Beziehung leben oder die eine Trennung vor oder hinter sich haben.
Der Name des Tages geht auf einen Bischof namens Valentin zurück, der wohl im dritten Jahrhundert nach Christus lebte. Der Legende nach soll er Verliebten stets eine Rose aus seinem Garten geschenkt haben. Darüber hinaus soll er heimlich Paare getraut haben, die das aus Standesgründen eigentlich nicht durften, darunter auch Soldaten, die aufgrund eines kaiserlichen Befehls unverheiratet bleiben mussten. Die Ehen, die von ihm geschlossen wurden, sollen unter einem besonders guten Stern gestanden haben, vielleicht auch, weil er den jungen Männern dabei empfahl, sich für ihre Liebe und gegen den Kriegsdienst zu entscheiden. Kaiser Claudius II, dem das natürlich nicht gefallen konnte, ließ ihn angeblich am 14. Februar 269 enthaupten.
Auch wenn das alles historisch eher zweifelhaft sein mag, finde ich es schön, dass es den Valentinstag gibt. Denn er erinnert uns daran, dass Liebe mehr ist als ein bloßes Gefühl, das da ist oder fehlt, das beglückt oder krank macht, das meinem Leben Rückenwind gibt oder ins Leere laufen läßt. Liebe, dass ist vor allem ein lebendiges Gegenüber, denn: Gott ist die Liebe, so heißt es im ersten Johannesbrief (1. Johannes 4,16). Und diese Liebe wartet nur darauf, dass wir sie bitten: erklär mir, Liebe. Denn sie ist so anders, als die Liebe, die wir in unserem Alltag (er)leben: ist langmütig und geduldig, eifert nicht, treibt keinen Mutwillen, bläht sich nicht auf, verhält sich nicht ungehörig, sucht nicht das ihre, läßt sich nicht erbittern, rechnet das Böse nicht zu, freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, freut sich aber an der Wahrheit, erträgt alles, glaubt alles, hofft alles duldet alles (1. Korinther 13). Aber eben weil sie so anders ist, kann sie unserer Liebe neue, wichtige, nicht selten entscheidende Impulse geben, damit sie aufblühen, dauern und sich entfalten kann.
So wünsche ich uns allen einen gesegneten Valentinstag. Und wenn sie vergessen haben sollten, für den Menschen, den sie lieben, eine Rose zu besorgen: am Montag wird in der Zeit von 16.00 Uhr bis 18.00 Uhr die Kapelle in Siedenburg offen sein. Auf dem Altar werden Rosen stehen, von denen sie gern eine mitnehmen dürfen.
Pastor Horst Busch
Springerpastor im Kirchenkreis Grafschaft Diepholz