am 15. Juli 2023
Es ist ihr allererster Christopher Street Day - die Demonstration für die Rechte der queeren Gemeinschaft. Für sie aber auch das allererste Mal, sich vor allen anderen Menschen so zu zeigen, wie sie ist. Es wird ein großartiges Wochenende, an dem sie eine Form des Zusammenhalts und des Angenommen-Seins verspürt, das sie so noch nie erlebt hat. Stolz postet sie ein Foto von sich in der Menge. Und dann kommen nach und nach die Kommentare unter ihrem Foto auf Instagram. Viele schicken ihr Liebe, doch es gibt dazwischen auch immer wider Hass-Botschaften, Ablehnung und diskriminierende Äußerungen.
Es ist sein erstes eigenes Projekt für die Gemeinde. Lange hat er recherchiert, in seiner Freizeit andere Kommunen besucht und Ideen gesammelt. Er hat viel abgewogen: Ist das vielleicht zu innovativ für unsere Gemeinde? Oder ist es genau das, was bei uns zu mehr Begegnung und Austausch zwischen Alt und Jung führen wird? Der große Tag ist da und er stellt sein Projekt der Öffentlichkeit vor. Ein großartiges Gefühl, den Menschen näher zu bringen, was er sich für sie überlegt hat. Die Gemeinde berichtet darüber auf ihrer Facebook-Seite. Und dann kommen nach und nach die Kommentare. Viele sehen seine Bemühungen und drücken ihm seinen Respekt aus, doch dazwischen gibt es auch immer wieder Spott und Hohn, Ablehnung und persönliche Angriffe.
Seid einigen Tagen geht mir der Anfang eines Predigttextes aus dem Petrus-Brief nicht mehr aus dem Sinn: „Seid untereinander einig, mitfühlend, voll Liebe den anderen gegenüber, barmherzig und bescheiden. Zahlt Böses nicht mit Bösem heim. Stattdessen sollt ihr segnen. Denn Gott hat euch dazu berufen, seinen Segen zu empfangen.“
Ich glaube ganz ehrlich daran, dass wir die Welt verändern können, wenn wir Gottes Liebe teilen. Und ich möchte euch heute einladen, das einfach auszuprobieren.
Zum Segnen oder Segen bekommen darf man sehr gerne in den Gottesdienst gehen, aber beides geht auch in eurem Alltag. Wenn ihr heute Morgen einkaufen geht, dann segnet doch einfach mal im Stillen die Verkäuferinnen und Verkäufer: Gott segne dich und begleite dich durch deinen Tag. Oder wünscht ihnen Stärke, Kraft, Langmut – alles Gute, was euch einfällt.
Segnet den Autofahrer, der euch eurer Meinung nach zu nah auf die Pelle gerückt ist und die Nachbarin, die augenscheinlich immer nicht grüßt.
Segnet jeden Menschen, der euch an diesem Tag begegnet. Und wenn ihr im Internet unterwegs seid, dann schreibt mindestens 10 wertschätzende Kommentare.
Ich glaube ganz ehrlich daran, dass wir die Welt verändern können – dadurch, dass wir Segen teilen und weitergeben.
Frauke Laging, Diakonin, St. Nicolaikirchengemeinde Diepholz