am 12. Juni 2021
152 Millionen Kinder zwischen 5 und 14 Jahren auf dieser Welt arbeiten unter schwersten, ausbeuterischen Bedingungen. 2021 ist deswegen zum „Jahr gegen Kinderarbeit“ ausgerufen worden. Der heutige Tag ist schon seit vielen Jahren der Aktionstag gegen Kinderarbeit. Kinder arbeiten oftmals gezwungen und unter härtesten Bedingungen – in Fabriken, auf Müllhalden, auf Kakaoplantagen, in Bordellen, als Soldaten, als Dienstkinder in Privathaushalten. Sie haben keine Zeit und keine Kraft, um zu lernen, zu träumen, zu spielen. Sie haben keinen Schutzraum.
Tief im Kern der Bibel ist der Schutz der Kinder verankert. „Wenn dein Kind dich morgen fragt… Dann sollen jüdische Eltern den Kindern erzählen, wie Gott befreite von Sklaverei und Ausbeutung: Wir waren Knechte des Pharao in Ägypten, und der Herr führte uns aus Ägypten mit mächtiger Hand. Und der Herr hat uns geboten, nach all diesen Rechten zu tun, …auf dass es uns wohl gehe allezeit und er uns am Leben erhalte, so wie es heute ist. Und das wird unsere Gerechtigkeit sein.
Ihre Antwort ist klar. Sie erzählen. Und sie erinnern an die Befreiung ihres Volkes aus der Sklaverei. Freiheit! Frei sein von den Knebeln der Mächtigen. Nicht mehr buckeln müssen. Keine Angst mehr vor den Schlägen der Bewacher. Ihrem ohrenbetäubenden Kommandoton. Nachts machten sie sich auf, auf in die Freiheit. Uralte Erinnerung und zugleich ganz jung und frisch. So frisch, als seien die Eltern gerade eben von Gott durchs Schilfmeer geführt worden. Als sei der Saum ihrer Kleider noch nass. Befreit wurden alle – auch Kinder.
Jesus hat – als seine Freunde sich stritten, wer unter ihnen der Größte sei – ein Kind in die Mitte gestellt. Das Beispiel für einen Menschen, der keine Rechte hat. Wer so ein Kind aufnimmt, für es einsteht und den Mund auftut für sein Recht, dem ist es so, als hätte er Gott selbst aufgenommen.
Wir sind gerufen, für die Kinder einzustehen: Nicht nur in unserer Umgebung, sondern weltweit. Eine Gesellschaft ist immer nur so gut, wie sie sich im Umgang mit Kindern erweist. In der Taufe gibt es einen Vorhalt der Gemeinde: Nehmt euch dieser Kinder an, die wir gerade in diese weltweite Gemeinde Jesu Christi getauft haben. Macht, dass die Kirche ein Haus ist, in dem Kinder lachen, lernen, träumen und spielen können. Es bleibt nicht beschränkt auf die getauften – es gilt allen Kindern.
Es darf uns nicht gleichgültig sein, wie mit Kindern umgegangen wird: Nicht hier, nicht irgendwo auf der Welt. Es ist Zeit aufzustehen.
Silke van Doorn
Pastorin in der Kirchengemeinde der Diakonie Freistatt