am 14. Oktober 2023
In einer Zeitung fiel mir neulich ein Artikel auf: Eine Studie stellt fest, dass über 14% der Menschen in Deutschland unter Einsamkeit leiden. Auch Jüngere. Tendenz steigend. Anzumerken ist, dass es in vielen Fällen nicht darum geht, dass man allein ist, sondern dass man sich einsam fühlt. Viele Betroffene haben zwar Familie, Angehörige, Kinder, Nachbarn, Arbeitskollegen, also doch Menschen um sich. Dennoch haben sie ständig das Gefühl, ganz allein zu sein, leiden verstärkt an Depressionen und werden auch gegen andere Krankheiten anfälliger. Die modernen Social Media wie Facebook oder Instagram leisten dabei keine Hilfe. Zwar haben viele einsame Menschen ihre Accounts mit oft zahlreichen Followern, aber die Einsamkeit lässt sich dadurch nicht verdrängen.
In der Bibel heißt es: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei…“ (1. Mose 2, 18). Gott selbst sagt das und sorgt dafür, dass Adam in Eva Gesellschaft bekommt. Es wäre viel zu oberflächlich, diese Stelle auf eine Beziehung zwischen Mann und Frau zu reduzieren. Es geht um etwas Grundsätzliches: Der Mensch ist als soziales Wesen gedacht. Er braucht Gemeinschaft. Nur in Gemeinschaft entfaltet sich der Mensch zu dem, was er sein soll.
Die Bibel verschweigt nicht, dass das Leben in Gemeinschaft nur dann gelingt, wenn dort gewisse Regeln gelten. Sie sind zusammengefasst in einer anderen Aussage der Bibel: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst…“ (3. Mose 19, 18). Dieser wichtige Satz meint viel mehr als sozial-diakonisches Engagement. Er meint, dass der Mensch grundsätzlich einen doppelten Blick haben muss: Neben dem Blick auf sich selbst, auf seine eigenen Wünsche und Vorstellungen gilt es genauso auch die Anderen mit ihren Wünschen und Vorstellungen im Blick zu haben. Und „Lieben wie sich selbst“ meint, dass man die Sorgen, die Wünsche und die Meinung der Anderen für genauso wichtig erachtet, wie die Eigenen.
Eine Gemeinschaft, in der man so miteinander lebt, bietet nicht nur ein gutes, harmonisches Miteinander an, sondern auch einen sicheren Schutz vor Einsamkeit.
Ich wünsche uns, dass wir Gemeinschaft schätzen und unterstützen. Natürlich lebt eine Gemeinschaft davon, dass sich jeder einbringt, mit anpackt. Dann ist sie stark. Man erlebt darin einen Gemeinschaftsgeist, den wir brauchen, um nicht zu einer hochentwickelten, wohlhabenden, aber sehr vereinsamten und unglücklichen Gesellschaft zu werden.
Dimitri Schweitz, Pastor in Barver, Rehden-Hemsloh und Wetschen