am 23. Juli 2022
Der morgige 6. Sonntag nach Trinitatis steht bedeutungsvoll ganz im Zeichen der Taufe. Ist es noch „up to date“ ein Kind zu taufen?
Wenn ich auf meine Gemeinden schaue, kann ich diese Frage durchaus mit „Ja“ beantworten. 19 Kindstaufen werden in der nächsten Ausgabe unseres alle drei Monate erscheinenden Gemeindebriefes stehen. In der Presse lesen wir von besonderen Taufgottediensten am Wasser, mit Wasser oder im Wasser, wie an der Großen Aue, mit Lohnewasser oder erst letzten Sonntag in den Cornauer Teichen.
Die Taufe, insbesondere die Kindstaufe hat also in unserer Region noch nicht ausgedient, auch wenn ich durchaus höre, dass manche Eltern es bevorzugen, ihren Kindern diese Entscheidung nicht abzunehmen. Das klingt modern, pädagogisch wertvoll, denn das Kind soll selbst bestimmen.
Ich allerdings finde das eher scheinheilig, denn dieselben Eltern nehmen ihren Kindern bis zur Mündigkeit so viele Entscheidungen ab. Wann geht das Kind in die KiTa oder in die Krippe? Auf welche Schule geht es? Sport soll es auch machen, natürlich Musik und vielleicht noch eine Malschule besuchen. Das alles macht dem Kind bestimmt Spaß, oder? Naja, und wenn es anders kommt, dann kommt es eben anders.
Nur bei der Taufe lässt man dieses „dann kommt es eben anders“ gar nicht erst zu. Warum? – Diese Frage möchte ich nicht beantworten, aber eines weiß ich, und zwar, dass es besonderen Spaß macht, wenn Konfir-mand/inn/en vor der Konfirmation stehen und noch nicht getauft sind. Die erste Frage lautet: sind die anderen auch dabei, wenn ich getauft werde; ist nämlich richtig uncool!
Vielleicht denken Eltern auch an eine solche Situation, die nicht nur ich, sondern viele meiner Kolleg/inn/en Jahr für Jahr erleben, und überlegen sich doch einmal, ob es nicht gut wäre, recht früh die Entscheidung zu treffen, ein Kind zu taufen. Und wenn es wirklich anders kommt, dann wäre es genauso wenig schädlich, wie bei all den anderen Entscheidungen, die Eltern gewissenhaft für ihr Kind im Leben treffen werden.
Bei Gott gilt im Übrigen, dass er zu seiner Zusage steht, die uns an diesem Sonntag in dem Wort aus Jesaja 43,1 entgegenkommt: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“
Pastor Rainer Hoffmann
Ev.-luth. Kirchengemeinden Jacobi- und Mariendrebber