am 2. November 2024
Ein Mann und seine Armbrust. Ein nebeliger Morgen. Es ist Karfreitag. Hubertus geht auf die Jagd. Er duckt sich zwischen Ästen und Sträuchern. Das eine Knie gebeugt lauscht er aufmerksam auf das Rauschen des Waldes um ihn herum. Die Nässe zieht in seine Stiefel, während er wartet. Seine Geduld wird belohnt. Ein prächtiger Hirsch tritt auf die Lichtung. Majestätisch hebt er seinen Kopf. Hubertus hebt die Armbrust, spannt den Bogen und zielt. Der Hirsch wendet sich Hubertus zu. Es ist, als sähe er ihm direkt in die Augen. Und kurz bevor Hubertus seine Finger vom Pfeil lösen kann, erscheint im Geweih des großartigen Geschöpfes ein strahlendes Kreuz. Hubertus hört eine Stimme: „Hubertus,“ ruft sie, „ich erlöse dich und dennoch verfolgst du mich.“
So könnte es gewesen sein damals. So wird es erzählt. Die Legende vom Heiligen Hubertus, dessen Gedenktag morgen am 3. November gefeiert wird. Wir feiern ihn schon heute Abend um 18 Uhr ökumenisch in Diepholz in der Christus König Kirche.
Ich bin schon so gespannt. Ich freue mich auf die Klänge der Jagdhörner, auf die Begegnungen und Gespräche. Für mich ist es „das erste Mal“. Die Geschichte von Hubertus berührt mich, weil diese Begegnung mit Jesus sein Leben verändert. Er krempelt seinen Alltag komplett um – wie andere vor ihm. Wie Saulus, der vom Verfolger der Christen zu Paulus, dem Missionar wird. Wie Zachäus, der vom reichen Zöllner zum großherzigen Jünger Jesu wird.
Was muss passieren, frage ich mich, damit ich mein Leben von heute auf morgen so umkremple? Ich versuche ja mein Bestes, aber eine völlige Umkehr? Das ist beeindruckend. Wie berührend muss diese Begegnung mit Jesus für die Menschen gewesen sein?
Wo immer Menschen Jesus begegnet sind, gab er ihnen das Gefühl, dass ihre Vergangenheit nicht ihre Zukunft bestimmen würde. Er zeigte ihnen jede Menge Möglichkeiten, jede Menge Chancen, die sie ergreifen konnten. Wo Jesus auftauchte, richteten sich die Krummen auf, die Langsamen wurden von Vorfreude erfüllt, die Leisen wurden laut und die Unsichtbaren bunt.
Das gibt mir Hoffnung. Bei schlimmen Schlagzeilen oder Kommentaren im Internet, bei schweren Nachrichten von Krankheit und Abschieden, bei all dem, was das Leben dunkler macht. Manchmal spüren wir das gerade im November. Ich mag mich heute von Hubertus daran erinnern lassen, dass es immer neue Wege und jede Menge Chancen im Leben gibt. Dass Liebe ansteckend ist und die Hoffnung auch an den dunkelsten Herbsttagen noch strahlt.
Frauke Laging, Diakonin, Gesamtkirchengemeinde Diepholz