Der Tod und ich

23. November 2024

Wort zum Sonntag

Foto: privat

am 23. November 2024

Ich gehe gerne über Friedhöfe, das gebe ich zu. Die alten Bäume, die Engel aus Stein, die ewigen Lichter. Das alles tut mir gut. Meistens ist es ja still auf einem Friedhof, hier und da wird ein Grab schön gemacht.

Manche Grabsteine erzählen kleine Geschichten: Da steht dann nicht nur ein Name drauf, sondern zum Beispiel auch ein Beruf. Oder ein Sinnspruch – aus der Bibel oder aus einem Gedicht. Ich lese das immer. Meine Gedanken bleiben dann daran hängen.

Ich gehe gerne über einen Friedhof. Hier werde ich auch einmal ankommen, denke ich dann. Zugegeben, das gibt manchmal eine Gänsehaut. Aber das geht wieder vorbei. Wichtiger ist mir das Wort „Frieden“ im „Friedhof“. Genauso ist es, hoffe ich. Der Tod bringt Frieden. Jedenfalls dann, wenn meine Lieben und ich ein wenig vorbereitet sind.

Wirklich überraschend ist ein Tod ja nie, wenn man es genau bedenkt. Er kann viel zu früh kommen oder ganz bitter sein, aber überraschend ist er nie. Alle werden sterben, das ist klar. Und doch leben manche so, als träfe der Tod immer nur andere. Tut er aber nicht. Er trifft auch mich. Das weiß ich.

Darum will ich bereit sein. Ich will darauf eingestellt sein. Ich weiß zwar weder Tag noch Stunde, aber denken kann ich ja schon mal daran, wenn ich über einen Friedhof gehe. Und fragen kann ich mich: Habe ich eigentlich alle meine Angelegenheiten geregelt? Habe ich „mein Haus bestellt“, wie die Bibel das so treffend nennt (Altes Testament, 2. Buch der Könige Kapitel 20, Vers 1)? Und was schiebe ich eigentlich immer so weit weg von mir, weil ich lieber nicht daran denken will?

Oft schiebe ich ja das weg, was mir Angst macht. Und am meisten fürchte ich mich vor dem Nichts. Nach meinem Leben ist das Nichts, befürchte ich dann. Ein Friedhof aber erzählt etwas anderes. Nach meinem Leben ist Gott, erzählt ein Friedhof. Schau auf die Engel, die hier stehen, in Stein gemeißelt. Es gibt kein Nichts, sagen sie.

Es gibt nur Leben und Gott. Und der eine Engel reckt sogar noch seine Hand nach oben, als wolle er sagen: Wenn dein Leben einmal vorbei ist, gibt es immer noch Gott. Bei dem bist du dann. Auf ewig.

Martin Lenzer
Pastor im Kirchenkreis Grafschaft Diepholz