„Gutes tun macht einfach Spaß!“

Nachricht 26. Dezember 2024

Beate Kenneweg aus Drebber ist ehrenamtliche Notfallseelsorgerin im Kirchenkreis / Einführung am 1.1.2025

Beate Kenneweg

DREBBER (miu). Es gibt ja so Menschen, deren Tag mehr als 24 Stunden zu haben scheint. Beate Kenneweg aus Drebber ist so jemand. Während andere Leute mühsam mit ihrer Zeit für Familie, Job und vielleicht noch ein Hobby jonglieren, hatte die 60-Jährige schon immer deutlich mehr Bälle in der Luft: berufsbegleitendes Studium und zahlreiche Zusatzausbildungen bei der Arbeit; Familie, Freunde und etliche Hobbys in der Freizeit; dazu ehrenamtliches Engagement, viele, viele Interessen und der Wunsch, sich ernsthaft mit dem jeweiligen Thema zu beschäftigen. „Ich bin einfach neugierig, möchte vieles ausprobieren und neue Sachen lernen“, sagt Beate Kenneweg bescheiden. „Ich habe etwas Zeit und Wissen abzugeben. Und wenn es dann auch noch um etwas geht, das ich sinnstiftend finde, dann möchte ich das machen. Denn Gutes zu tun, macht einfach Spaß!“

Und so ist es kein Wunder, was passierte, nachdem Beate Kenneweg in der Zeitung einen Artikel über Notfallseelsorge gelesen hatte. Sie sprach Pastorin Gesa Junglas (Beauftragte für Notfallseelsorge im Sprengel Osnabrück) an. Die konnte sich die engagierte Frau sehr gut in diesem Arbeitsfeld vorstellen. Die Gremien des Kirchenkreises stimmten zu. Und so begann Beate Kenneweg die Grundausbildung in Hermannsburg, die sie nun erfolgreich abgeschlossen hat. Am Neujahrstag, 1. Januar 2025, wird sie von Superintendent Marten Lensch offiziell in ihr Amt als ehrenamtliche Notfallseelsorgerin im Kirchenkreis Grafschaft Diepholz eingeführt. Der Gottesdienst beginnt um 17 Uhr im Gemeindehaus St. Nicolai in Diepholz.

Beate Kenneweg ist in Diepholz geboren und der Region immer treu geblieben. Seit vielen Jahren lebt sie mit ihrem Mann in Drebber. Ihr beruflicher Weg begann in der Krankenpflege. „Berufsbegleitend habe ich Erziehungswissenschaften studiert und mich zur Palliativfachkraft und in Spiritual Care weitergebildet“, erzählt sie. „Ich habe lange in der Pflege gearbeitet, dann einige Jahre im Maßregelvollzug, in der sozialpädagogischen Familienhilfe und in einer Wohneinrichtung für psychisch kranke und alkoholabhängige Menschen. Seit zwölf Jahren arbeite ich für ,Bethel im Norden‘ im Tagesaufenthalt ,Arche‘ in Diepholz – eine Anlaufstelle für wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen mit vielfältigen Anliegen.“

Auch privat sprüht sie vor Tatendrang. „Ich bin gerne in unserem großen Garten, schaue in die Luft oder den Eichhörnchen und Vögeln zu. Seit einigen Jahren imkern wir und besitzen drei Bienenvölker. Mich interessieren kreative Sachen. Und ich lerne gerne Neues dazu, indem ich zeitweise mitarbeite – zum Beispiel in einer solidarischen Landwirtschaft, auf einem Schäferhof oder beim Wwoofen in einem Sägewerk.“ Und auch Reisen ist eine große Leidenschaft – „in alle Gegenden, die erreichbar sind – besonders gerne im Bulli mit Fahrrad.“

Das Thema Notfallseelsorge habe ihr Interesse geweckt, „weil ich mir in einem Notfall selbst so eine Unterstützung wünschen würde. Ich finde es einfach wichtig, dass es jemanden gibt, der oder die anderen in schwierigen Momenten beisteht.“

Die Notfallseelsorger*innen des Kirchenkreises werden direkt von der Leitstelle des Landkreises angefordert. „Das passiert bei Großschadensereignissen oder anderen dramatischen Situationen, wenn die Einsatzleitung unsere Unterstützung für sinnvoll hält“, erklärt Beate Kenneweg. „Oft geht es um häusliche Einsätze – wie das Überbringen von Todesnachrichten, um seelsorgerliche Unterstützung bei Unfällen oder in schwierigen Situationen von Suizidandrohungen. Und dass man Menschen, die in besondere Situationen geraten sind, in der ersten schweren Zeit begleitet und einfach für sie da ist.“

Durch die Ausbildung und ihre eigene Lebenserfahrung fühlt sich die ehrenamtliche Notfallseelsorgerin gut vorbereitet auf ihre neue Aufgabe. „Ich selbst muss kein Leben retten. Wenn ich gerufen werde, ist das Drama schon passiert. Ich kann erst mal tief durchatmen, mich sortieren und dann losfahren. Wichtig ist, dass ich Zeit, Ruhe und Aufmerksamkeit mitbringe, die andere gerade nicht zur Verfügung haben.“

Strategien, wie sie sich selbst bei belastenden Einsätzen schützen will, hat sie sich schon zurechtgelegt: „Ich kann am besten Abstand gewinnen, indem ich anschließend etwas Körperliches mache – Gartenarbeit, Fahrradfahren, manchmal hilft sogar Putzen.“ Außerdem hilft ihr die Vielfalt in ihrem Leben: „Mich bringt es meist wieder ins Gleichgewicht, wenn ich unterschiedliche Dinge tun kann – also nicht immer die tägliche, gleiche Arbeit, sondern möglichst andere, neue Situationen erleben. Das hilft mir. Und ich habe eine Familie, in der ich immer ein offenes Ohr finde. Für uns ist es selbstverständlich, dass wir füreinander da sind. Das ist etwas sehr Besonderes.“

Diese Erfahrung möchte sie auch mit in die Notfalleinsätze nehmen: „Es geht nicht darum, sofort kluge Tipps zu geben, was jetzt getan werden muss. Ich glaube, es hilft Betroffenen am Anfang am besten, wenn einfach jemand da ist, mit ihnen gemeinsam die schlimme Situation aushält und versucht, ihnen Sicherheit zu geben.“

Miriam Unger