„Alle Kirchen bleiben erhalten“

Nachricht 09. Dezember 2024

Kirchenkreissynode beendet sechsjährige Amtszeit / Klimaschutz und Gebäudemanagement bleiben die großen Themen / Neues Parlament bildet sich im März 2025

Einigkeit zum Abschluss der Amtszeit: Alle Entscheidungen, die die Synode bei ihrer letzten Sitzung zu treffen hatte, fallen einstimmig aus. Foto: Miriam Unger

BURLAGE (miu). Vielleicht war es der stimmungsvoll leuchtende Weihnachtsbaum im Gemeindehaus Burlage oder schon ein Anflug von adventlicher Besinnlichkeit, die die Delegierten der Synode des Kirchenkreises Grafschaft Diepholz am Mittwochabend so harmonisch stimmte. Trotz einiger herausfordernder Themen auf dem Programm hakten die Mitglieder die lange Tagesordnung zügig ab. In den Diskussionen herrschte Einigkeit, und ausnahmslos jeder Beschluss wurde einstimmig verabschiedet. Es war eine besondere Tagung des kirchlichen Parlaments. Nicht nur wegen des auffälligen Einklangs, sondern auch, weil es die letzte Sitzung der Synode in ihrer bisherigen Zusammensetzung war. Nach sechsjähriger Amtszeit wird im Frühling ein neues Parlament gebildet.

Ephoralbericht: „Neue Wege statt Blick zurück“

Das Präsidium der Synode verabschiedet sich nach sechsjähriger Amtszeit von den Delegierten: Marten Lensch mit (v.l.) Christa Funck, Ralf Höfelmann, Synoden-Vorsitzendem Ingo Jaeger, Andrea Lohmann und Barbara Meyer. Foto: Miriam Unger

Nach einer Andacht von Pastorin Bettina Burkhardt begrüßt der Vorsitzende der Synode, Ingo Jaeger, 44 der rund 60 Delegierten im Gemeindehaus Burlage. Superintendent Marten Lensch blickt in seinem Ephoralbericht auf eine bewegte Amtsperiode zurück. „Unsere Kirche befindet sich gerade in einem großen Umbruch: Strukturveränderungen, Rückgang von Mitgliedern und Finanzmitteln, massiver Fachkräftemangel... Wir müssen sparen, unseren Gebäudebestand hinterfragen, regional zusammenarbeiten und neue Konzepte entwickeln. Das ist anstrengend und mit Abschiedsschmerz verbunden. Aber der sehnsuchtsvolle Blick zurück bringt nichts. Ich bin froh, dass wir bereits in den letzten Jahren mutig neue Wege gegangen sind.“ Er freue sich darauf, gemeinsam mit den ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitenden notwendige Veränderungen anzugehen, neue Strukturen zu etablieren und dabei die eigentliche Aufgabe der Verkündigung der des Evangeliums  im Blick zu behalten. „Und ich bin zuversichtlich, dass so auch in den nächsten Jahrzehnten eine lebendige kirchliche Arbeit in unserer Region sichtbar sein wird.“

Er hebt dabei besonders die regionale Zusammenarbeit von Gemeinden hervor. Das Projekt „Ankerzeit“, das im Kirchenkreis besondere Angebote für junge Erwachsene macht und digitale Begegnungsräume schafft. Die engagierte Erarbeitung von Schutzkonzepten zur Prävention sexualisierter Gewalt in allen Arbeitsbereichen. Den Beitritt des Kirchenkreises zur Initiative „Kirche gegen Rechtsextremismus“ und zum Aktionsbündnis „United4Rescue“, das Schiffe zur Rettung von Flüchtlingen aufs Mittelmeer schickt. „Es ist unsere Verantwortung als Kirche, klar Position zu beziehen und uns einzusetzen“, betont Lensch.

Harald Gaehler

Klimaschutzkonzept verabschiedet

Der Klimaschutz wird für den Kirchenkreis Diepholz in den kommenden Jahren ein großes Thema bleiben. Dafür sorgt ein umfassendes Klimaschutzmanagementkonzept, das ambitionierte Ziele setzt: Bis 2035 sollen die CO2-Emissionen der kirchlichen Einrichtungen im Gebiet um 80 Prozent gesenkt werden. Geplant sind unter anderem ein umfangreiches Energie- und Gebäudebedarfsmanagement, das alle kirchlichen Bauten auf den Prüfstand stellt; energetische Sanierungen, der Ausbau von Photovoltaikanlagen, die Erzeugung von regionalem Strom, die Förderung von E-Mobilität und eine nachhaltige Bewirtschaftung von kirchlichen Flächen.

Die Synode stimmt dem Konzept ebenso zu wie der Einrichtung eines Energiefonds für die Umsetzung der Maßnahmen in den Gemeinden. Der Fonds wird mit einem Startkapital von 500.000 Euro ausgestattet, dazu kommen jährliche Zuweisungen in Höhe von 45.000 Euro.

Thaddeus Plenge

Bewertung von Sakralgebäuden: Alle Kirchen bleiben erhalten

Ein Punkt aus dem Klimaschutzkonzept ist auch die Kategorisierung der Sakralgebäude. Eine zehnköpfige Arbeitsgruppe hat sich in den zurückliegenden Monaten intensiv mit dem Erstellen eines Kriterienkatalogs beschäftigt, um zu bewerten, welche Kirchen im Gebiet erhalten bleiben sollen. Die wichtigsten Punkte sind die Nutzung der Gebäude – die Gemeindemitgliederzahl, das Angebot und der Besuch der Kirche; der baukulturelle Wert, Denkmalschutz sowie die Entfernung zur nächsten Kirche. Harald Gaehler (Diepholz) und Thaddeus Plenge (Kirchdorf) präsentieren die Ergebnisse der Arbeitsgruppe. Und ein Ergebnis, das für freudige Erleichterung sorgt: Trotz des strengen Einhaltens der Kriterien und der Bereitschaft zu unbequemen Lösungen erfüllen alle Kirchen im Kirchenkreis die Voraussetzungen und werden als erhaltenswert eingestuft.

Rainer Ausborn, Vorsitzender des Stellenplanungs- und Finanzausschusses, überrascht die Zuhörer mit der Ergebnisrechnung: Statt mit einem erwarteten Verlust schließt das Haushaltsjahr 2023 mit einem Überschuss von 505.410 Euro ab. „Das klingt natürlich erst mal gut für uns. Neben mehr Pachteinnahmen und unerwartet höheren Zuweisungen der Landeskirche haben aber auch Gründe zu diesem finanziell positiven Ergebnis geführt, über die wir uns nicht freuen“, erklärt Ausborn. „Durch Vakanzen oder Stellen, die wir aufgrund des aktuellen Fachkräftemangels nicht besetzen konnten, haben wir Personalkosten gespart, ohne es zu wollen. Wir hätten dieses Geld lieber investiert wie geplant. Denn so konnte in einigen Bereichen die Arbeit nicht geschafft werden oder musste von ehren- oder hauptamtlich Mitarbeitenden aufgefangen werden.“

Andreas van Veldhuizen, stellvertretender Leiter des Kirchenamts Sulingen, stellt im Anschluss den Haushaltsplan für 2025 und 2026 vor. Der Plan sieht vor allem gezielte Investitionen in den Klimaschutz und die Arbeit der Gemeinden vor und wird zügig durchgewinkt.
Außerdem schlüsselt van Veldhuizen den Delegierten die Verteilung von Finanzmitteln im Kirchenkreis Diepholz für das kommende Jahr auf. 76 Prozent der Einnahmen fließen direkt in die Kirchengemeinden. Aus diesen Mitteln finanzieren die Gemeinden ihre Personalkosten (30 Prozent Pfarrstellen, 26 Prozent für andere Mitarbeitende); das restliche Geld wird für die örtlichen evangelischen Kindertagesstätten, Sach- und Baukosten sowie für den Energiefonds verwendet.

Die dem Kirchenkreis bleibenden 24 Prozent der Einnahmen werden zum größten Teil für die Verwaltungsaufgaben des Kirchenamts und für die Diakonie eingesetzt. Außerdem für den Kreisjugenddienst, die Superintendentur, das Projekt „Ankerzeit“, für Springer-Stellen und für die Öffentlichkeitsarbeit. „Wobei all diese Bereiche ja auch für die Gemeinden arbeiten“, verdeutlicht Rainer Ausborn.

Die Hintergrundarbeit der Ausschüsse sorgt dafür, dass die Mitglieder der Synode gut informiert Entscheidungen treffen können. Superintendent Marten Lensch (links) und Synoden-Vorsitzender Ingo Jaeger (2.v.r.) bedanken sich bei den Ausschussvorsitzenden Juliane Worbs (Kinder-, Jugend- und Bildungsausschuss), Michael Steinmeyer (Partnerschaftsausschuss), Frauke Laging (Umwelt- und Nachhaltigkeitsausschuss) und Rainer Ausborn (Finanz- und Stellenplanungsausschuss). Foto: Miriam Unger

Ausschüsse leisten die Hintergrundarbeit

Dass die Delegierten gut und kompakt informiert werden und auf die Themen vorbereitet sind, über die sie entscheiden müssen – dafür sorgen die Ausschüsse der Kirchenkreissynode. In diesen Gremien geschieht die Hintergrundarbeit; Beschlüsse werden vorbereitet, Konzepte und Haushaltspläne erstellt. Für diese Arbeit danken Synoden-Vorsitzender Ingo Jaeger und Superintendent Marten Lensch den Aktiven. Rainer Ausborn (Finanz- und Stellenplanungsausschuss), Frauke Laging (Umwelt- und Nachhaltigkeitsausschuss), Juliane Worbs (Kinder-, Jugend- und Bildungsausschuss) und Michael Steinmeyer (Partnerschaftsausschuss) nehmen die Wertschätzung und die Geschenke stellvertretend für ihre Gremien entgegen.

Pastor Michael Steinmeyer berichtet von der vor einem Jahr von der Synode beschlossenen Aufgabe, die offizielle Partnerschaft des Kirchenkreises mit der Bibelschule in Baboua/Zentralafrika nach 25 Jahren zu beenden.

Zum Hintergrund: Wegen des Bürgerkriegs, Terrorismus und hoher Kriminalität waren gegenseitige Besuche in den vergangenen Jahren unmöglich geworden. Der Betrieb der Bibelschule wurde aufgrund von Gewalt und von Flüchtlingsbewegungen zwischenzeitlich sogar komplett beendet. Die Missionswerke stellten die Überweisung von Spendengeldern an die zentralafrikanische Kirche ein, da die ordnungsgemäße Verwendung von Spendengeldern dort nicht gewährleistet werden konnte.

„Neben der Trauerarbeit, die die Entscheidung für uns Aktive bedeutete, denen diese Partnerschaft am Herzen lag, gab es auch viele praktische Dinge zu klären. Zum Beispiel die Frage, wie wir es schaffen können, die letzten noch vorhandenen Spenden aus Kollekten sicher nach Zentralafrika zu transferieren und der Bibelschule zur Verfügung stellen zu können“, erzählt Michael Steinmeyer. Das Missionswerk Hermannsburg (ELM) soll dabei helfen, das Geld den Freunden in Zentralafrika projektgebunden zukommen zu lassen.

Eine Gruppe aus der Kirchengemeinde Rehden-Hemsloh möchte die Kontakte nach Baboua unabhängig von der Beendigung der offiziellen Partnerschaft weiterhin aufrechterhalten und pflegen.

Mit einem herzlichen Dankeschön, einer Rose und einer Urkunde werden alle Delegierten verabschiedet.

Neues Parlament bildet sich im März 2025

Zum Abschluss der Tagung werden alle Delegierten mit einer Rose, einer Urkunde und herzlichen Dankesworten verabschiedet. Für das Präsidium des Parlaments gibt es Blumensträuße und viel Lob. Vorsitzender Ingo Jaeger beendet die Synode mit den Worten: „Mir hat es viel Freude gemacht, mit Euch allen zusammenzuarbeiten. Wir sehen uns wieder…“

Die neue Synode konstituiert sich am 5. März 2025. Die Tagung wird in der Kirchengemeinde St. Michaelis in Diepholz stattfinden.

Miriam Unger