Synode des Kirchenkreises beschließt umfangreiches Schutzkonzept zur Prävention von sexualisierter Gewalt / Änderungen im Stellenplan / Parlament wird verkleinert
VARREL (miu). Mit großer Zustimmung beschloss die Synode des Kirchenkreises Grafschaft Diepholz am Mittwochabend im Küsterhaus in Varrel ein detailliertes neues Schutzkonzept zur Prävention von sexualisierter Gewalt. Superintendent Marten Lensch und Ingo Jaeger, Vorsitzender der Kirchenkreissynode, freuten sich über das deutliche Interesse und die vielen Wortmeldungen der rund 50 Delegierten zum Thema.
Seit mehr als einem Jahr beschäftigt sich eine siebenköpfige Steuerungsgruppe aus verschiedenen Arbeitsbereichen des Kirchenkreises mit der Erarbeitung eines umfangreichen Schutzkonzepts. Das Ergebnis stellen Diakonin Sina Bramlage und Kirchenkreisjugendwart Lucas Jakobus, Mitglieder der Steuerungsgruppe, den Vertreter*innen des kirchlichen Parlaments nun vor.
„Kirche ist ein Ort, an dem viele Menschen zusammenkommen und mitmachen können. Ein persönliches Miteinander, Beziehungsarbeit und Vertrauen haben bei uns immer eine große Rolle gespielt. Solche Strukturen können leider aber auch potenzielle Täter einladen“, betont Superintendent Marten Lensch. „Nicht nur andere Organisationen und Kirchen, sondern auch die evangelische Kirche hat Tätern in der Vergangenheit Möglichkeiten der Grenzüberschreitung geboten. Das wollen und müssen wir für die Zukunft mit allen Mitteln verhindern. Kirche muss ein sicherer Ort für alle sein. Niemand darf sich in unseren Räumen und Angeboten, auf unseren Freizeiten, bei unseren Veranstaltungen, während Seelsorge-Gesprächen oder Gruppentreffen bedroht oder belästigt fühlen.“
Der Arbeitsgruppe war es von daher wichtig, im Schutzkonzept alle Gelegenheiten für Grenzüberschreitungen und Möglichkeiten von Missbrauch zu ergründen. Knapp 40 Seiten umfasst das Werk. Es enthält nicht nur klare Definitionen von Grenzen und Übertretungen, Material zur Sensibilisierung und Prävention für das Thema, sondern auch Verpflichtungserklärungen, Formblätter, Checklisten sowie praktische Empfehlungen wie etwa Risikoanalysen für Räumlichkeiten. Es dürfe keine Schlupflöcher und dunklen Ecken in Gemeinden und Einrichtungen geben, erklärt Sina Bramlage. „Jugendtreffs und Kellerräume müssen einsehbar sein. Die Vertraulichkeit muss natürlich weiterhin gewahrt werden, aber auch ein Seelsorge- oder Beratungs-Gespräch unter vier Augen muss in einem geschützten und sicheren Rahmen stattfinden.“
Das Konzept beinhaltet, dass ausnahmslos jede*r Haupt- und Ehrenamtliche in Leitungsfunktionen sowie alle, die mit Kindern, Jugendlichen, älteren Menschen und anderen Schutzbefohlenen arbeiten, verpflichtend Schulungen durchlaufen müssen. Auch die Verpflichtung, erweiterte polizeiliche Führungszeugnisse vorzuweisen, wird ausgeweitet.
Das Schutzkonzept enthält alle nötigen Formulare und Anträge, Hilfestellungen und Ansprechpartner*innen; Strategien der transparenten Aufarbeitung von Fällen und Krisen- und Interventionsfahrpläne. Und es sieht das Installieren eines niedrigschwelligen Melde-Management vor.
Nach dem Beschluss der Synode sind nun alle Gemeinden, Einrichtungen und Arbeitsbereiche im Kirchenkreis Diepholz verpflichtet, auf der Grundlage dieser Kirchenkreis-Fassung bis zum Ende des Jahres ein auf die eigenen Gegebenheiten angepasstes Schutzkonzept vorzulegen.
Die Konzepte sollen anschließend regelmäßig überprüft und laufend weiterentwickelt werden.
Eine herausfordernde Aufgabe für die neuen Kirchenvorstände, die am kommenden Sonntag gewählt und ab Juni im Amt sein werden. Aber die Delegierten der Synode sind sich einig über die Wichtigkeit. „Ich sehe es als eine gute Chance für die neuen Kirchenvorstände an, dass wir uns gleich zu Beginn der Amtszeit mit einem so wichtigen Thema beschäftigen“, sagt Dieter Suckut, Mitglied im Kirchenvorstand der Kreuzkirchengemeinde St. Hülfe-Heede. Frauke Laging, Diakonin in Diepholz, pflichtet dem bei: „Mit Hilfe des Konzepts und mit vier ausgebildeten Multiplikatorinnen im Kirchenkreis halte ich es auch für ganz neue Kirchenvorstände für eine machbare Aufgabe, gleich als erstes so ein Konzept anzupacken.“