Birgit Brokate aus Kirchdorf wird am Sonntag, 7. April, als Lektorin eingeführt
KIRCHDORF (miu). 2020 war wirklich kein gutes Jahr für Birgit Brokate. Mehr als 30 Jahre lang hatte sie mit großer Begeisterung als Erzieherin gearbeitet. „Das war schon immer mein Traumberuf“, sagt sie. Doch dann kamen die gesundheitlichen Probleme. Nach mehreren Operationen musste Birgit Brokate schweren Herzens einsehen, dass es körperlich nicht mehr möglich ist, ihren Traumberuf in der evangelischen Kindertagesstätte in Scharringhausen auszuführen. Dass aus dem Ende dieses großen, wichtigen Lebensinhalts eine neue Aufgabe entstehen würde, die für sie mit Spaß und Leidenschaft verbunden sein würde, das hätte Birgit Brokate zu diesem Zeitpunkt nicht gedacht.
Der Kirche stand Birgit Brokate schon seit ihrer Kindheit nahe. „Ich habe mich schon ganz früh für Kirchen interessiert und war immer froh, wenn meine älteren Cousinen mich mitgenommen haben in den Gottesdienst“, erinnert sich die 57-Jährige. Geboren in Stolzenau (Landkreis Nienburg/Weser) und aufgewachsen in Woltringhausen, besuchte sie schon als kleines Mädchen den Kindergottesdienst. Als sie 18 war, begann sie selbst, im Kindergottesdienst-Team mitzuarbeiten. 30 Jahre lang gestaltete sie das Angebot für die jüngsten Kirchenmitglieder, inzwischen in Kirchdorf wohnend, während der Vakanzen der Kirchengemeinde sogar hauptverantwortlich.
2018 wurde Birgit Brokate in Kirchdorf in den Kirchenvorstand gewählt. „Das macht mir sehr viel Spaß“, sagt sie. Besonders gerne habe sie in all den Jahren die Gottesdienste vom örtlichen Lektor Alfred Ahlers besucht. Seine Gestaltung von Lesepredigten habe sie dann auch selbst ins Überlegen gebracht, eine Ausbildung zur Laienpredigerin zu machen. Den letzten Schubs, die Sache anzugehen, gab ihr dann eine Predigt von Kirchdorfs Pastor Joachim Bachhofer: „Er hat darüber gesprochen, dass Krankheit auch eine Chance sein kann, etwas Neues zu beginnen. Und das habe ich dann ganz persönlich als meine Chance gesehen, diese Aufgabe anzupacken.“
Natürlich bedeuten die Ausbildung, das Erarbeiten einer Lesepredigt, das Vorbereiten und Gestalten eines Gottesdienstes auch einiges an Arbeit. „Aber es ist eine Herausforderung und macht mir viel Spaß.“
Am Sonntag, 7. April, wird Birgit Brokate nach bestandener Ausbildung nun von Superintendent Marten Lensch in der St. Nikolai Kirche in Kirchdorf offiziell in ihr Amt als Lektorin im Kirchenkreis Grafschaft Diepholz eingeführt. Der Gottesdienst beginnt um 10 Uhr.
Die 57-Jährige freut sich auf die neuen Aufgaben. Auf die Zusammenarbeit mit Pastor*innen, Pfarrbüro, Küster und Organist*innen. Und natürlich ganz besonders auf die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten: „Was mich total interessiert, sind Gottesdienste, die etwas anders sind. Zum Beispiel Taizé-Gottesdienste mit besonderer Musik oder Veranstaltungen an anderen Orten als in der Kirche. Vielleicht bin ich ja bald mal so mutig, etwas anderes auszuprobieren.“
Wichtig ist ihr dabei vor allem, die Menschen persönlich zu erreichen. Ihre eigene Lebensrealität und ihr Interesse daran, verschiedene Generationen anzusprechen – besonders Kinder und Familien – werden dabei sicherlich helfen, ist sich Birgit Brokate sicher. „Ich bin inzwischen Oma eines kleinen Mädchens. Ich habe einen großen Garten, lese und bastele gern. Aber ich bin auch gerne im Kontakt mit anderen. Mein Lebensgefährte und ich sind viel mit dem Hund unterwegs, ich habe lange im Gospelchor gesunden, höre und mache gern Musik und ich möchte gern wieder mehr Gitarre spielen.“
Miriam Unger