Ja, klar!“, findet „Ankerzeit“-Pastorin Juliane Worbs. Sie gestaltet und erprobt bereits eine „Servicestelle für Segensrituale“ im Kirchenkreis Diepholz. Ein Interview:
Was ist eigentlich eine Kasualagentur? Was macht sie, was kann sie – und: Brauchen wir so etwas auch bei uns? Juliane Worbs, Pastorin im Projekt „Ankerzeit“, ist zuständig für besondere und persönliche Anliegen im Kirchenkreis Diepholz. Und sie findet: „Ja, klar brauchen wir so etwas!“
Welche Angebote eine solche Servicestelle für die Menschen in unserem Gebiet machen kann und welche Chancen sie für die Zukunft der Kirche bedeuten könnte, erprobt die 41-Jährige gerade in unserem Kirchenkreis. Im Interview erzählt sie von ihren Erfahrungen und Plänen.
Liebe Juliane Worbs – erst mal: Was ist das eigentlich genau, eine Kasualie?
Der Begriff „Kasualien“ kommt vom lateinischen Wort „casus“, was so viel heißt wie „Fälle“. Als Kasualien werden in der Kirche Gottesdienste bezeichnet, die zu wichtigen Momenten im Leben von Menschen gefeiert werden und in denen der Segen Gottes eine ganz besondere Rolle spielt.
Für viele solcher Situationen gibt es bereits Segensrituale mit langer Tradition. Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten und Trauerfeiern sind die großen Klassiker. Aber auch ein Gottesdienst mit Segen zur Einschulung fehlt in kaum einer Gemeinde. Daneben gibt es natürlich noch viel mehr Momente im Leben, die besonders sind – Ereignisse, die gefeiert werden wollen, oder Situationen, in denen ein Segen gut tut.
Als Pastorin im Projekt „Ankerzeit“ arbeiten Sie ständig an neuen kirchlichen Angeboten, die speziell für junge Erwachsene und Familien konzipiert werden. Zum Beispiel an einer Agentur für Kasualien für den Kirchenkreis Grafschaft Diepholz. Was ist, was macht und was kann so eine Kasualagentur denn?
Sie ist eine Anlaufstelle für alle besonderen Fälle und die damit verbundenen Fragen, Wünsche und Vorstellungen. Was brauche ich für eine Taufe oder Trauung? An wen muss ich mich wenden, wenn ich in dieser oder jener Kirche feiern möchte? Können wir unsere Trauung oder die Taufe unseres Kindes statt in der Kirche auch am Dümmer oder in der Heide feiern? Ist es möglich, unsere Liebe segnen zu lassen, auch wenn wir nicht standesamtlich verheiratet sind? Es steht eine Veränderung in meinem Leben an – kann ich dafür Gottes Segen bekommen?
All diese Fragen und noch mehr versuche ich zu beantworten, um die Ideen und Wünsche der Menschen Realität werden zu lassen.
Eine „Servicestelle für Segen, Taufe, Hochzeit und mehr“ ist bereits ein Teil der „Ankerzeit“. Allerdings wird diese Arbeit seit Mitte dieses Jahres durch die Landeskirche Hannovers mit einer Viertelstelle noch einmal besonders gefördert. Somit habe ich nun noch mehr Zeit für diesen wunderbaren Schwerpunkt. Denn Segen ist schon etwas Großartiges, Persönliches und Berührendes.
Welche Vorteile hat so eine Kasualagentur für die Menschen und auch die Kolleg*innen in den Gemeinden unseres Kirchenkreises?
Sie ist eine Art Servicestelle für alle, die nicht so richtig wissen, an wen sie sich mit ihrem Anliegen wenden können. Ich höre zu, kann erste Fragen beantworten und Ideen mit auf den Weg geben. Wenn der Wunsch nach einer Begleitung konkreter wird, überlegen wir gemeinsam, wie die Segensfeier genau gestaltet werden kann. Manche Segensfeiern begleite ich dann selbst, andere vermittle ich an die Kolleg*innen in den Gemeinden vor Ort weiter. Aber auch andersherum fragen mich manchmal Kolleginnen aus dem ganzen Kirchenkreis an, ob ich eine Feier bei ihnen übernehmen könnte.
Durch diese Arbeitsstelle sind bei uns auch ganz neue Angebote entstanden – wie z. B. das große Tauffest 2023 in der „Bar dü Mar“ am Dümmer oder das „Hochzeitsfestival“ 2024 in Diepholz.