Wetschens Pastorin Elke Haarnagel wird am Sonntag vorzeitig in den Ruhestand verabschiedet
WETSCHEN (miu). Ob es in all den Jahren Momente gab, in denen sie gern etwas anderes geworden wäre als Pastorin? „Nein.“, sagt Elke Haarnagel. „Natürlich gab es immer mal Stolpersteine und Schwierigkeiten. Aber dieser Beruf war für mich und mein Leben eine richtige Entscheidung.“ Und genauso richtig fühlt sich für die 60-Jährige nun auch die Entscheidung an, sich aus dem aktiven Berufsleben zu verabschieden. Am kommenden Sonntag, 25. September, wird Pastorin Elke Haarnagel um 16 Uhr in der Johanneskirche Wetschen in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedet.
Die Gründe für ihren Rückzug sind familiäre: „Mein hochbetagter Vater ist seit Mitte Mai ein Pflegefall. Mich um ihn zu kümmern, ist eine schöne, aber auch sehr große Aufgabe. Zumal er nicht hier, sondern in der Nähe von Hildesheim lebt.“ In den letzten Monaten sei sie immer wieder an Grenzen gestoßen und habe dann festgestellt: „Ich kann leider nicht beides – meinem Beruf nachgehen und die Pflege leisten und organisieren. Also habe ich mich kurzfristig entschieden, früher in den Ruhestand zu gehen, um ausreichend Zeit für meine familiären Aufgaben zu haben.“
Geboren und aufgewachsen in Hildesheim, hatte Elke Haarnagel schon früh Kontakt zur Kirche. „Ich fand Religion immer spannend. Erst im Kindergottesdienst, später in der Schule. In meiner Konfirmandenzeit gab es viele besondere Erlebnisse, und ich habe Menschen kennengelernt, die ganz bewusst in ihrem Alltag als Christ*in leben. Das wollte ich näher kennenlernen. So habe ich mich fürs Theologie-Studium entschieden.“
Sie studierte in Göttingen und in Lausanne in der Schweiz, arbeitete nebenbei ehrenamtlich in der Telefonseelsorge. Es folgte das Vikariat in Wunstorf und ein Sondervikariat an der Medizinischen Hochschule Hannover in der Krankenhausseelsorge. Danach war sie einige Jahre Pastorin in Wolfsburg und in Stolzenau. 2005 kam sie als Pastorin in die Kirchengemeinde Wetschen.
„Schon die ersten Eindrücke und Gespräche hier waren angenehm und interessant. Es gab von Anfang an viele Menschen, die aktiv in der Gemeinde und im Kirchenkreis dabei waren.“ Daran denke sie gern zurück. Besonders Spaß gemacht habe ihr in ihren 17 Jahren hier der Konfirmand*innenunterricht: „Es ist eine große Herausforderung, mit Heranwachsenden über Gott und Glauben ins Gespräch zu kommen, sie so zu begleiten, dass sie Gemeinschaft erleben und auf ihre Fragen Antworten finden. Manchmal bin ich da sicherlich gescheitert. Aber oft hat mir das Feedback gezeigt, dass die Jugendlichen das Gefühlt hatten, mit ihren Ideen gut vorzukommen.“
Aber auch der Blick über die Grenzen des Kirchenkreises hinaus war ihr wichtig: Zehn Jahre lang war Elke Haarnagel die Beauftragte für „Brot für die Welt“ im Kirchenkreis Diepholz.
Schwierig findet die Pastorin „die vielen Umstrukturierungen, die wir nicht nur in der Kirche, sondern gerade in vielen Berufen erleben. Wir Kolleg*innen im Kirchenkreis Diepholz haben in den Corona- Zeiten versucht, neue Formen kirchlichen Lebens zu finden und anzubieten. Das wird auch in Zukunft wichtig sein.“
Bis zur Verabschiedung am Sonntag um 16 Uhr in der Johanneskirche Wetschen gibt es noch eine Menge zu tun. Elke Haarnagel freut sich, beim Empfang nach dem Gottesdienst bei Gegrilltem und Salaten noch viele Gesichter aus der Gemeinde zu sehen und das ein oder andere persönliche Gespräch führen zu können. „Am Gottesdienst und bei der Vorbereitung der Empfangs wirken sehr viele mit, was mich sehr freut. Viele Menschen hier und ihre Art, ihr Leben und ihren Glauben gemeinsam mit anderen zu gestalten, werden mir in Erinnerung bleiben. Und die Erlebnisse, die ich hier hatte, werden mir auch weiterhin wichtig bleiben.“
Weit weg zieht es die Pastorin nach ihrer Verabschiedung nicht. „Ich werde in der Nähe von Diepholz wohnen bleiben, aber natürlich oft in Hildesheim bei meinem Vater sein.“ Mehr Zeit zu haben, das ist ihr wichtig: „Ich habe viele persönliche Interessen, die in den letzten Jahren zu kurz gekommen sind. Und ich freue mich drauf, mehr Zeit für gute Freund*innen zu haben.“
Miriam Unger