„Ich möchte nur das predigen, was ich selbst glaube“

Nachricht 10. März 2022

Ute Tödtemann (66, pensionierte Verwaltungsfachkraft) wird in Wagenfeld als Lektorin eingeführt

WAGENFELD (miu). Inhaltlich hatte sie schon immer eine Nähe zum Glauben. Räumlich nicht. „Ich bin behütet bei meinen Eltern und zwei älteren Schwestern in Groß Lessen aufgewachsen. Weil das ja aber ein Dorf ohne Kirche ist, hatte ich wenig Berührungspunkte – außer Konfirmandenunterricht und gelegentliche Gottesdienstbesuche in Sulingen“, erinnert sich Ute Tödtemann. Biblische Geschichten und christliche Rituale spielten in ihrer Kindheit schon eine Rolle, denn ihr Vater gab als Dorfschullehrer Religionsunterricht. Und mit zunehmender Mobilität wurde auch die räumliche Nähe zu kirchlichen Angeboten möglich. Als Jugendliche besuchte sie einen Bibelkreis, als Erwachsene das „Frühstückstreffen für Frauen“. „Daraus entwickelte sich ein Bibel-Gesprächskreis, der nun seit 30 Jahren besteht. Und so begann meine Tätigkeiten in der Sankt-Antonius-Kirche Wagenfeld. Die Mitarbeit im „Wegweiser“-Team und das Singen im Gospelchor kamen dazu, 2018 wurde ich in den Kirchenvorstand berufen, wo ich seitdem im Gottesdienst-, Finanz- und Bauausschuss mitarbeite.“ Aber das alles reichte der pensionierten Verwaltungs-Fachangestellten noch nicht. Sie machte eine Ausbildung zur Lektorin. Am Sonntag wird sie nun in der Sankt-Antonius-Kirche Wagenfeld von Superintendent Marten Lensch in ihr Amt eingeführt.

„Als Lektorin darf ich noch keine komplett eigenen Predigten schreiben, sondern muss mir Lesepredigten als Grundlage aneignen. Ich hätte nicht gedacht, dass das so spannend ist und mir so viel Freude machen würde“, sagt die 66-Jährige. „Ich möchte biblische Geschichten so erzählen, dass sie jeder verstehen und dass man gut zuhören kann. Dafür schreibe ich sie so um, dass sie zu mir passen. Denn mir ist es wichtig, nur das zu predigen, was ich selbst auch glaube. Und meine Zuhörer sollen merken, dass ich voll hinter dem stehe, was ich sage.“

Privat ist Ute Tödtemann ein totaler Familienmensch. Sie lebt mit ihrem Mann Günter in Wagenfeld, wo sie ihren Schwiegervater bis zum Tod betreute und auch die eigenen drei Kinder großzog, die inzwischen erwachsen und ausgezogen sind. Im Mai soll das zweite Enkelkind kommen. Ansonsten ist den Tödtemanns Naturschutz wichtig. Sie haben ein großes Grundstück mit Selbstversorger-Garten, in dem sie sich um ihr eigenes Obst, Gemüse und Geflügel kümmern. Und ein ungewöhnliches Hobby haben sie auch: „Mein Mann hält, züchtet und bewertet als Preisrichter exotische Vögel. Ich unterstütze ihn dabei, und er begleitet mich zu Gottesdiensten, hört sich meine Predigten an, gibt mir Tipps, hilft im Umgang mit dem Computer.“

Ihre Tätigkeit als Lektorin sieht sie als gute Ergänzung zu den Gottesdiensten der hauptamtlichen Pastor*innen an: „Bei uns in Wagenfeld ist das Pastorenpaar Steinmeyer seit 31 Jahren ein fester Teil der Dorfgemeinschaft. Die beiden haben viele der Leute hier getauft, konfirmiert, verheiratet, beerdigt. Sie haben das „Ohr am Volk“. Das habe ich als Ehrenamtliche auch – ich bin ja ,eine von denen‘. Vielleicht nimmt der ein oder andere die gute Nachricht von mir deswegen auch noch mal anders an.“ Sie selbst sei einfach begeistert vom Inhalt der Bibel und hoffe, mit dem, was sie daraus für sich ziehen kann, auch andere zu erreichen.

 

Der Gottesdienst zur Einführung von Ute Tödtemann als Lektorin beginnt am 13. März um 11 Uhr in der Wagenfelder Sankt-Antonius-Kirche.

Miriam Unger