Reinhard Thies bleibt Pastor in Barenburg und Varrel / Ernennung am 11. September um 15 Uhr
BARENBURG/VARREL (miu). Bei der Evangelischen Kirche herrscht, wie in vielen Branchen derzeit, erheblicher Fachkräftemangel. Nur wenige entscheiden sich momentan für das anspruchsvolle und lange Studium der Theologie. Gerade auf dem Land ist das Fehlen von Personal deutlich spürbar. Die Kirchenkreise reißen sich um die wenigen Bewerber auf dem Markt. Und die ausgebildeten Pastor*innen haben freie Auswahl, sie können sich ihren Wunschort aussuchen. Reinhard Thies, Pastor auf Probe in Barenburg und Varrel, ist in dieser komfortablen Situation. Und hat seine Entscheidung schnell und spontan getroffen: Er möchte bleiben.
„Als Probedienstler bestimmt man nicht selbst, wohin es geht. Man wird für drei Jahren einer Gemeinde zugewiesen. Danach kann man sich auf jede freie Pfarrstelle in der Landeskirche bewerben“, erklärt Reinhard Thies. „Für mich sind diese drei Jahre jetzt um, und ich habe mich noch mal neu als Pastor für Barenburg und Varrel beworben. Denn ich fühle mich wohl, habe das Gefühl, dass ich hier angekommen und angenommen bin. Mir liegt die Arbeit in den beiden Gemeinden, und ich komme mit den Leuten hier gut zurecht. Warum sollte ich dann wechseln. Was soll anderswo besser sein?“
Die Kirchenvorstände freuen sich über das klare Bekenntnis. Auch sie hatten sich gewünscht, ihren unkomplizierten, geerdeten Pastor behalten zu können. Reinhard Thies ist ein Mensch, der zuhört und sich interessiert, der Ahnung hat von praktischen Dingen und dem Leben auf dem Land, der gern lacht, sich aber nicht in den Vordergrund drängt.
Der 60-Jährige ist verheiratet (seine Frau Angela ist Pastorin in Steyerberg), Vater von zwei erwachsenen Kindern und hat einen für Theologen ungewöhnlichen beruflichen Werdegang. In Nienburg geboren und aufgewachsen in Wietze, machte er erst mal eine Ausbildung bei der Glashütte Nienburg zum Energieanlagenelektroniker. Anschließend holte er das Abitur nach, studierte in Göttingen Theologie, absolvierte sein Vikariat in Nienburg und Celle, bekam aber keine Stelle. Es waren ganz andere Zeiten.
Also machte er sich als freier Trauerredner selbstständig und übernahm in seiner Kirchengemeinde in Wietzen die Stelle des Küsters. Wie schon sein Vater. Erst 2019 ergab es sich, dass die Landeskirche ihm die Pastorenstelle anbieten konnte. „Mir hat es in Barenburg und Varrel gleich gut gefallen“, erzählt Reinhard Thies. „Die Menschen hier sind offen und bodenständig. Die Gegend ist ländlich geprägt; freies Land mit viel Moor drumrum. Wir haben zwei schöne, sehr unterschiedliche Kirchen. Auch die beiden Gemeinden sind verschieden und haben eine unterschiedliche kirchliche Orientierung. Die Zusammenarbeit ist noch kein jahrzehntelanger Selbstläufer, aber wir sind gut dabei, mehr und mehr zusammenzuarbeiten.“
Vieles habe er in der ersten Zeit im Pfarramt wieder neu lernen müssen: „Ich kannte das Arbeiten in einer Gemeinde natürlich schon – aber es ist doch ein Unterschied, ob man als Küster hinten sitzt oder als Pastor selbst vorne steht. Und was ich im Vikariat gemacht habe, lag ja schon viele Jahre zurück.“ Er ging alle Aufgaben mit ruhiger Begeisterung an. „Und ich muss sagen: Alle Aufgaben, die ich in meinen Gemeinden habe, sind Sachen, die mir gefallen. Auch wenn Corona natürlich all das, was Kirchengemeinde ausmacht, sehr verändert hat.“
Für die kommenden Jahre wünscht sich der 60-Jährige, „dass wir es schaffen, wichtige Angebote wiederzubeleben, die in der Corona-Zeit runtergefahren werden mussten – besonders, dass wir unsere Arbeit mit Kindern und Familien ausbauen. Und dass die Gruppen, Kreise und Chöre sich zuverlässig treffen können, damit wieder ein lebendiges Gemeindeleben möglich ist und sich mehr entwickeln kann.“
Am Sonntag, 11. September, um 15 Uhr wird Reinhard Thies offiziell zum Pastor in den Gemeinden Barenburg und Varrel ernannt. Den Gottesdienst leitet Superintendent Marten Lensch.
„Für die Arbeit selber ändert sich durch meine Ernennung nichts“, sagt Reinhard Thies. „Ich bekomme keine anderen Befugnisse oder Rechte, mache dieselbe Arbeit und bleibe dieselbe Person.“
Miriam Unger