Im Interview: Johannes Luber ist vielfältig für Umweltschutz engagiert, Mitgründer der „Fridays for Future“-Ortsgruppe und hat am Klimakonzept unseres Kirchenkreises mitgearbeitet
Johannes Luber (20 Jahre) ist in Diepholz geboren und aufgewachsen. Nach einem halbjährigen Aufenthalt in China und dem Abitur an der Graf- Friedrich-Schule zog er im vergangenen Jahr nach Zürich/Schweiz, wo er im zweiten Semester an der renommierten ETH (Eidgenössische Technische Hochschule) Mathematik studiert. Johannes Luber hat sich in Diepholz auf vielfältige Weise für Umwelt- und Klimaschutz engagiert, die „Fridays for Future“-Ortsgruppe mitgegründet, war für die Grünen im Stadtrat und hat am Konzept für Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz im Kirchenkreis Grafschaft Diepholz mitgearbeitet.
Lieber Johannes Luber, welchen Bezug haben Sie zum Kirchenkreis Diepholz?
Ich bin in St. Nicolai getauft, in den Kindergottesdienst gegangen und konfirmiert worden. Ich war im Posaunenchor und Mitglied im Lektor*innenkreis. Ich kenne Frauke Laging, die hier Diakonin und Vorsitzende im Nachhaltigkeitsausschuss des Kirchenkreises ist, also schon lange. Superintendent Marten Lensch habe ich über „Fridays for Future“ kennengelernt. Er kam von sich aus auf unsere Gruppe zu und hat gefragt, ob und wie der Kirchenkreis uns unterstützen könnte. Er hat die Idee von Ulrich Halfpap aus dem Kirchenvorstand umgesetzt und dafür gesorgt, dass während unserer Demonstrationen die Kirchenglocken läuten, damit wir noch mehr Aufmerksamkeit bekommen. Und als wir eine große Kundgebung geplant haben, hat er uns den Platz vor der Superintendentur angeboten, damit wir Strom haben und im Stadtbild sichtbar sind.
Wir haben sehr gut zusammengearbeitet und mit Hilfe der Kirche immer gute Sachen hingekriegt. Darum habe ich auch gerne zugesagt, als Marten Lensch und Frauke Laging mich fragten, ob ich als Externer am Umweltkonzept für den Kirchenkreis mitarbeiten möchte.
Ich habe durch all diese Erfahrungen eine wirklich positive Verbindung zur Kirche. Wenn ich in Diepholz bin, gehe ich auch gerne hin – Heiligabend habe ich sogar mit dem Posaunenchor im Gottesdienst gespielt.
Wann, wie und wodurch ist Ihr großes Interesse für Umwelt- und Klimaschutz entstanden?
Ein grundsätzliches Interesse daran hatte ich immer. Wahrscheinlich durch die von Natur geprägte Region mit dem Moor, das ja mit dem gespeicherten Co2 ein wichtiger Faktor für Klimaschutz ist. Zu Hause mit meinen Eltern habe ich schon früh und viel über Umweltschutz geredet. Ab der fünften Klasse war ich Mitglied im Umweltausschuss in der Schule. Wie schlimm das Problem des Klimawandels wirklich ist, ist mir aber hauptsächlich durch die Bewegung „Fridays for Future“ bewusst geworden. Der globale Klimastreik in Osnabrück war die erste große Demonstration für mich. Und ab diesem Zeitpunkt habe ich nicht mehr nur darüber nachgedacht, wie bedrohlich die Situation für uns alle ist, sondern angefangen, mich politisch zu engagieren und hier vor Ort was zu organisieren. Ich gründete mit einer Freundin die „Fridays for Future“-Ortsgruppe und war für die Grünen in Diepholz im Stadtrat. Und habe festgestellt: Man kann eine Menge tun, es ist auch gar nicht so schwer. Man glaubt anfangs ja immer, nur große, globale Entscheidungen würden helfen, aber man kann auch vor Ort und jeder für sich persönlich ganz viel verändern.
Das Klimakonzept soll im Kirchenkreis Diepholz in den nächsten Jahren einen noch wichtigeren Stellenwert einnehmen. Sie hatten ein paar Einblicke – was kann und muss die Kirche aus Ihrer Sicht in Sachen Klimaschutz tun?
Zuerst mal ist das Gebäudemanagement ganz wichtig, das der Kirchenkreis in seinen Gemeinden betreibt. Denn die Kirche besitzt ja viele Grundstücke und große, alte Gebäude. Das ist eine große und auch nicht gerade einfache oder billige Aufgabe. Überall muss geprüft werden, welche Heizsysteme für die Zukunft sinnvoll und ökologisch sind und wo man sonst noch Energie sparen kann.
Kleinere Schritte sind, dass alle Beschäftigten versuchen, neben ihren eigenen Heizkosten auch Autofahrten zu reduzieren. Es gibt bei der Kirche ja Überlegungen, ein Tempolimit für Dienstfahrten einzuführen – das finde ich eine coole Idee.
Aber es geht nicht nur darum, technisch etwas umzusetzen. Bei einer Organisation wie der Kirche finde ich es vor allem wichtig, dass sie ihre große Öffentlichkeit nutzt, um auf das Thema aufmerksam zu machen und Einfluss auszuüben. Dass sich Kirchenvertreter verstärkt in die politische Diskussion einbringen und Stellung beziehen. Klimaschutz zu üben gehört schließlich zum Bewahrungsauftrag, den Christ*innen haben.
Haben Sie neben dem, was unbedingt notwendig ist, noch mehr Ideen und Vorschläge für unseren Kirchenkreis?
Die Arbeitsgruppe des Kirchenkreises hatte schon viele gute Ideen für das Konzept. Mir ist besonders der Vorschlag eines Ausschussmitglieds in Erinnerung geblieben: Weil Klimaschutz ja auch Artenschutz beinhaltet, zeigte der Mann Beispiele dafür, wie die Kirchengemeinden auf ihren Friedhöfen die Vielfalt von Tieren und Pflanzen fördern können. Indem sie Rückzugsmöglichkeiten für Tiere schaffen und verschiedene heimische Pflanzen zulassen, die nützliche Insekten wie Bienen anlocken. So kann man relativ einfach einen schönen Ort schaffen, der gleichzeitig einen guten Nutzen hat. Sowas wird natürlich keine Berge versetzen, aber es trägt auch zum Umweltschutz bei. Ich finde die Idee auf jeden Fall spannend.
Was wünschen Sie sich als junger Mensch von den Gemeinden und Einrichtungen in unserem Kirchenkreis für die nächsten Jahre mit Blick auf Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz?
Dass sie weiterhin ihr Gebäudemanagement umsetzen. Und sich immer wieder eindeutig und klar für Klimaschutz stark machen – sich auch noch stärker in politische Diskussionen einschalten und versuchen, Einfluss auf die Gesellschaft und die Politik auszuüben. Ich fände es gut, wenn der Klimaschutz nicht nur in den Handlungen eine Rolle spielt, sondern auch in allen anderen Botschaften der Kirche wie in den Verkündigungen im Gottesdienst. Denn die Klimakrise ist das drängendste Problem, das wir haben. Natürlich gibt es auch noch viele andere Probleme auf der Welt wie die Kriege. Aber wenn wir die Klimakrise nicht bekämpfen, dann gibt es ja gar keine Grundlage mehr für irgendwas.
Miriam Unger