Das Projekt „HaLt“ („Hart am Limit) kann so eine Hilfe bieten. Carina Volz, Mitarbeiterin der Diakonie-Fachstelle Sucht und Suchtprävention, koordiniert das Projekt in unserem Kirchenkreis. Sie arbeitet dafür eng mit Krankenhäusern in der Region zusammen. „Wenn Kinder und Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung eingewiesen werden, werden die Eltern direkt auf unsere Hilfsangebote und die Möglichkeit zu kostenlosen Beratungsgesprächen hingewiesen“, erklärt sie.
„HaLt“ besteht aus zwei Bausteinen. „Zum einen geht es um Soforthilfe für Betroffene nach einer Alkohol-Intoxikation oder ähnlichen Fällen von Alkoholmissbrauch. Wir bieten persönliche Beratung für Kinder, Jugendliche und ihre Eltern an und machen einen Risiko-Check. Erst mal geht es immer darum, die Geschehnisse zu reflektieren, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen und ein Bewusstsein für die Folgen von riskantem Alkoholkonsum zu schaffen. Wir erarbeiten gemeinsam Strategien zu einem risikoarmen Alkoholkonsum und stärken die persönliche Eigenverantwortung der Betroffenen. Wir vermitteln aber nicht nur das Bewusstsein und die Informationen, sondern bei Bedarf dann auch weiterführende Hilfen.“
Das andere Modul des Projekts setzt auf Prävention – also auf eine breit angelegte Aufklärung der Zielgruppe und das Vermitteln von Informationen zu Alkoholkonsum und Jugendschutz. „Dieser Bereich setzt nicht nur bei Schüler*innen selbst an, sondern nimmt das gesamte Umfeld in den Fokus. Es geht dabei auch um die Sensibilisierung der Öffentlichkeit, um das Verhalten von Erwachsenen als Vorbildern, um die Einhaltung des Jugendschutzgesetzes und eine Kultur des Hinsehens, die wir brauchen. Wir wenden uns also direkt an Einrichtungen der Jugendhilfe und des Gesundheitswesens, an Eltern und an Erwachsene, die in regelmäßigen Kontakt mit Jugendlichen stehen – wie z.B. Lehrer*innen, Trainer*innen oder Gruppenleiter*innen. Es ist wichtig bei diesem Thema, nicht nur die Jugendlichen selbst, sondern auch Erwachsene im Umfeld zu informieren, zu beraten und zu schulen.“
Dafür bietet die Fachstelle im Rahmen des „HaLt“-Projekts Workshops und Kurz-Schulungen für Schulen, Vereine oder Verkaufspersonal in der Gastronomie an und gut einsetzbare kostenlose Informationsmaterialien.
Die Netzwerkarbeit gehört unbedingt zum Erfolg des Projekts dazu. So bietet die Diakonie-Fachstelle Sucht unter anderem regelmäßige Zusammentreffen mit Vertretern der Stadt Diepholz, der Schulsozialarbeit, des Jugendamts, der Fördergemeinschaft „Lebendiges Diepholz“, der Polizei und anderen Institutionen an. „Dabei geht es unter anderem um die Vermeidung des übermäßigen Alkoholkonsums von Jugendlichen auf Veranstaltungen“, berichtet Jens Rusch.
Seit 2010 ist die Fachstelle Sucht des Diakonischen Werkes Diepholz-Syke-Hoya bereits als zertifizierter „HaLt“-Standort anerkannt. Seit Mitte 2021 gibt es eine gezielte finanzielle Unterstützung des Projekts durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV). „Und wir sind erleichtert, dass das GKV-Bündnis für Gesundheit gerade die Fortführung dieser Förderung ab diesem Monat beschlossen hat“, sagt Jens Rusch. Diese Förderphase läuft für dreieinhalb Jahre bis zum 31.12.2026.
Dank der letzten beiden Förderphasen konnte die Fachstelle Sucht 135 Minderjährigen aus der Region Beratungsmaßnahmen in Form von Einzelfallhilfen und Gruppenangeboten anbieten.
Die Vernetzung mit den Akteuren vor Ort klappt gut, betont Jens Rusch. „Unser wichtigstes gemeinsames Anliegen ist der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor riskantem Alkoholkonsum. Und um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir eng zusammenarbeiten.“
Miriam Unger