Manneke ist aktiver Pastor im Ruhestand, hat sich in seiner Zeit in Gemeinden in Niedersachsen und als Auslandspfarrer der Evangelischen Kirche in Südafrika stark gegen Rechtsextremismus engagiert. 2018 wurde ihm vom Zentralrat der Juden in Deutschland der Paul-Spiegel-Preis verliehen. Seit 2010 ist er Vorsitzender der „Initiative Kirche für Demokratie - gegen Rechtsextremismus“ Niedersachsen (IKDR). Die IKDR hat es sich zur Aufgabe gemacht, menschenfeindlichen Haltungen innerhalb und außerhalb der Kirche konstruktiv entgegenzutreten. Als offener Zusammenschluss von Organisationen, Arbeitsgruppen und Einzelpersonen organisiert und unterstützt das Bündnis Aktionen gegen Rassismus und Ausgrenzung. Es entwickelt Bildungsmaterial und Angebote für alle Altersgruppen, um für das Thema zu sensibilisieren. Es berät bei Konflikten und nutzt den gesellschaftlichen und politischen Einfluss der Kirche, um aufzuklären. Auf der Website der Initiative (www.ikdr-niedersachsen.de) sind eine Vielzahl von Arbeitshilfen, Materialien, Unterrichtseinheiten und Informationen abrufbar.
Wilfried Manneke ist ein kluger, besonnener, ruhiger Redner, der eine klare Sprache spricht. „In der Zeit des Nationalsozialismus haben wir schmerzhaft erfahren, dass auch Christ*innen verführbar sind für rassistische und antisemitische Ideologien. Wir haben aus der Geschichte gelernt. Aber auch heute begegnen uns verschiedenste Formen von Menschenfeindlichkeit: Fremdenfeindlichkeit, Homophobie, Abwertung von Obdachlosen, Behinderten, Langzeitarbeitslosen, Sexismus…“, macht der 70-Jährige deutlich. An vielen Orten in Niedersachsen seien derzeit rechte Aktivitäten zu beobachten. „Als Christ*innen können wir da nicht tatenlos zusehen“, sagt Manneke. „Denn christlicher Glaube und Rechtsextremismus sind unvereinbar.“ Diese Aussage belegt er mit sechs Kernthesen, Bibelstellen und Zitaten, u.a. aus NPD-Parteiprogrammen. „Wir vertreten die Ansicht, dass vor Gott alle Menschen gleich sind. Dass die Unverletzbarkeit der Würde, die Garantie der Menschenrechte, die Gleichberechtigung, Gleichstellung und -behandlung aller Menschen hohe Werte sind. Rassisten betonen genau das Gegenteil: Die Ungleichwertigkeit aufgrund unterschiedlicher Hautfarben, Herkunft, Sexualität, Kultur oder Erziehung. Damit treten sie unsere Werte mit Füßen. Unsere Organisation setzt auf Demokratie, in der alle Mitglieder denselben Wert und dieselbe Würde haben. Kirche steht dafür, mit gewaltlosen Mitteln Frieden und Gerechtigkeit zu schaffen. Wir verurteilen Fremdenfeindlichkeit und Hass. Bei uns ist jeder willkommen, wir sind multikulturell und unterstützen Vielfalt, statt sie zu bekämpfen.“
Aktuelle Umfragen zeigen den Rechtsruck in der Gesellschaft derzeit auf einem Rekordhoch, betont Manneke – „demnach würden 21 Prozent der Deutschen bei der nächsten Wahl die AfD wählen – das wäre jeder Fünfte.“ Statistisch also keine Unwahrscheinlichkeit, dass auch bei Kirche das ein oder andere braune Schaf dabei sei und sich möglicherweise sogar bei der Kirchenvorstandswahl im Frühling 2024 aufstellen lasse. Ein Szenario, das für den Referenten nicht tolerierbar ist: „Keine Person, die eine rechtsradikale Ideologie vertritt, sollte in einem evangelischen Kirchenvorstand gebilligt werden. Das müssen wir klar kommunizieren. Es gibt zwar keine qualifikationsgebundenen Voraussetzungen, die Kandidat*innen erfüllen müssen. Aber unsere Einstellungen und Werte müssen sie vertreten. Die Kirche ist kein neutraler Ort. Wir stehen für Vielfalt, Barmherzigkeit und Nächstenliebe; wir wollen eine offene, tolerante und gerechte Gesellschaft. Deswegen können Christ*innen sich nicht neutral verhalten, wenn jemand ausgegrenzt, diskriminiert, verfolgt oder bedroht wird.“
Nach dem Vortrag gibt es viele Wortbeiträge. Die Delegierten der Kirchenkreissynode haben verschiedene Geschichten und Fragen, der Wunsch ist aber bei allen gleich: Sie wünschen sich eine klare, öffentliche Haltung „ihrer“ Kirche beim Thema Rassismus und Ausgrenzung. Auch und gerade der AfD gegenüber.
„Unsere Kirche steht klar hinter der freiheitlich-demokratischen Grundordnung unserer Gesellschaft“, fasst Superintendent Marten Lensch zusammen. „Wenn Parteien durch ihr Auftreten deutlich machen, dass sie diese Ordnung ablehnen, müssen wir klar Stellung dagegen beziehen.“
Die Synode beschließt, als Kirchenkreis dem „IKDR“-Netzwerk beizutreten und die Arbeit des Bündnisses zu unterstützen. Synoden-Vorsitzender Ingo Jaeger und Superintendent Marten Lensch freuen sich über das deutliche Votum: „Wir sind stolz, dass die Synode sich so für dieses wichtige Thema interessiert. Und dass der Wunsch, sich dem IKDR anzuschließen, einstimmig ohne eine einzige Enthaltung war.“
Im Anschluss an den Vortrag gibt Andreas van Veldhuizen, stellvertretender Leiter des Kirchenamts in Sulingen, den Delegierten noch einen schnellen Überblick über die Finanzen des Kirchenkreises. Das Haushaltsjahr 2022 schließt mit einem Überschuss ab, der überwiegend durch Vakanzen entstanden ist. Die Synode beschließt, einen Großteil des Geldes, etwa 250.000 Euro, für Energieeinsparmaßnahmen an kirchlichen Gebäuden zu investieren.
Miriam Unger