„Die Töne der Kirchenorgel kann man spüren“
Die Orgelentdeckertage in der Ströher Kirche (Kirchenkreis Diepholz) sind Jan Wackerbarths „Herzensprojekt“. Wenn der Kirchenmusiker von „seiner“ Orgel erzählt, gerät er ins Schwärmen: „Sie ist ein wunderbares Instrument, ihr Klang ist einmalig. Ich entdecke jeden Tag etwas Neues.“
Woher kommt Jan Wackerbarths Faible für Kirchenorgeln? „Mein Vater war in Holzminden als Pastor tätig. Als Fünfjähriger habe ich jeden Arbeitsschritt verfolgt, als in unserer Kirche eine große Orgel installiert wurde. Schon damals war mir klar: Ich muss das Instrument lernen“, erklärt Kirchenmusiker Jan Wackerbarth lachend.
Als seine Frau Kerstin im Februar 2018 als Pastorin in der Gemeinde Ströhen ordiniert wurde, hat er die Orgel der evangelischen Kirche kennen und seitdem immer mehr lieben gelernt. Diese Freude möchte er im Rahmen der Orgelentdeckertage weitergeben. Die von ihm ehrenamtlich erstellte Bild-Klanginstallation sei gewissermaßen sein „Herzensprojekt“, sagt der 33-Jährige. Mitstreiter fand er in Organistin Karin Harms. Und in Helke Diepholz, die Fotos für die Ausstellung beisteuerte.
„Wir wollten das Projekt trotz Corona am Leben erhalten und haben nach einer Alternative für die üblichen Führungen gesucht“, erklärten Wackerbarth und Harms. Die Installation sei eine „Notlösung“ gewesen, habe im Grunde einen entscheidenden Vorteil: „Jeder kann ohne Anmeldung und auf eigene Faust auf Entdeckungsreise gehen.“
Neben Klangbeispielen und Fotos mit Erklärungen der Orgel-Bauteile und ihrer Grundfunktionen beinhaltet die Ausstellung eine Sammlung historischer Orgelpfeifen von Karin Harms. Sie stammen aus der in den 1980er Jahren restaurierten, 350 Jahre alten Hueß-Vater-Orgel Mariendrebber.
Dass man den 800 bis 1000 Pfeifen der Ströher Orgel ganz unterschiedliche Töne entlocken kann und man sie sogar fühlt, wenn man auf der Orgelbank sitzt, hat Wackerbarth in der Vergangenheit insbesondere Kinder und Jugendliche am Objekt selbst spüren lassen. Corona bedingt verzichtet er auf Führungen im großen Stil; Kleingruppen, etwa Familien, Schüler oder Kindergartenkinder, sind nach Anmeldung dennoch herzlich willkommen.
Der deutsche Orgelbau und die Orgelmusik gehören zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe. „Jedes Instrument ist ein Unikat, da jede Pfeife per Hand zugeschnitten wird - keine gleicht der anderen“, sagt Wackerbarth. Es ist ihm ein Anliegen, zu vermitteln, dass eine Orgel kein „langweiliges Gottesdienstinstrument“ ist, sondern auch im Zusammenspiel mit Schlagzeug, Gitarre oder Blasinstrumenten wunderbar klingt und sogar „Pop und Rock kann“. Auch vor diesem Hintergrund sieht er die Orgelentdeckertage als Chance: „Man nimmt die Orgel als eigenständiges Instrument wahr, lernt die Kirche aus anderer Perspektive kennen: Sie ist nicht nur ein Ort des Gebets und der Stille.“
Die Bild-Klanginstallation ist im Rahmen der „offenen Kirche“ noch bis zum 9. Oktober von 10 bis 18 Uhr geöffnet (täglich außer montags). Anmeldung von Kleingruppen: Tel. 05774 / 542 (Jan Wackerbarth).
(Text und Fotos: Martina Kurth-Schumacher)