DIEPHOLZ. Für die Hauptkonfirmand*innen in der Kirchengemeinde St. Nicolai in Diepholz ist das Krippenspiel an Heiligabend eine feste Größe. Jedes Jahr gestalten die Jugendlichen aus dem zweiten Konfirmandenjahrgang das Stück. Es hat viele treue Fans, die Kirche ist immer brechend voll. Das wird wegen Corona in diesem Jahr natürlich anders sein. In der Nicolai-Kirche muss auf Abstand geachtet werden, es werden weniger Besucher reingelassen. Davon abgesehen, haben sich die Mädchen und Jungen rund um Diakonin Frauke Laging in den letzten Wochen mit besorgtem Blick auf das Infektionsgeschehen oft gefragt: Was ist mit den Familien, die sich aufs Krippenspiel freuen und keinen Platz mehr bekommen? Oder wenn das Krippenspiel vielleicht in allerletzter Sekunde ganz abgesagt werden muss und die ganze Mühe umsonst war? Darum haben sie sich eine Alternative überlegt, wie ihr Stück in diesem Jahr ganz sicher die Menschen erreicht: Als Hörspiel, das bequem auf jeden Rechner, jedes Handy und für Kinder auf die Toniebox geladen und abgespielt werden kann.
Die Idee kam Diakonin Frauke Laging beim Weihnachtsgeschenkekauf: „Ich hielt einen Tonie für mein Patenkind in der Hand und dachte: Wie genial wäre es, wenn unsere Konfis mit dem Krippenspiel auch in jedes Kinderzimmer kommen könnten?“ Die Jugendlichen waren sofort begeistert und machten sich an die Arbeit.
In diesem Jahr ist das Krippenspiel in Diepholz eine komplette Eigenmarke, denn auch das Skript kommt aus dem Kirchenkreis – die Konfirmand*innen entschieden sich für eine Geschichte aus dem Buch „Die drei Detektive und andere ungewöhnliche Krippenspiele“ von Superintendent Marten Lensch. Sie heißt „Die Engelsschule“.
Am ersten Tag in der Engelsschule herrscht große Aufregung. Die Klasse bekommt gleich eine große Aufgabe. Die Grundschul-Engel sollen verschiedene frohe Nachrichten überbringen und begegnen dabei den Figuren, Menschen und Tieren aus der Weihnachtsgeschichte. Natürlich geht eine Menge schief, der eine ist schüchtern, der andere bekommt Sternenfieber… Das Stück nimmt die Zuhörer mit auf eine Art turbulente Klassenfahrt mit sehr verschiedenen Engeln: Der eine ist sehr selbstbewusst, der andere eher ruhig, der nächste weiß immer genau, wo es lang geht, und der geduldige Lehrer muss den ganzen wilden Haufen zusammenhalten...
Die Rollen waren schnell verteilt unter den Konfirmand*innen. „Wir haben versucht, die Eigenschaften der verschiedenen Charaktere durch Betonung deutlich zu machen. Aber die Textproben waren gar nicht so leicht“, erzählen die 19 Jugendlichen. „Wir haben uns in kleinen Gruppen zum Üben getroffen, immer mit Maske und Abstand. Da muss man viel lauter und deutlicher sprechen, als man es gewohnt ist und kommt sich oft komisch vor. Und das Ganze dann noch vor einem Mikrofon, wenn man weiß, dass alles aufgezeichnet und von den Zuhörer auch häufiger angehört werden kann – das ist schon aufregend.“
Diakonin Frauke Laging und Teamerin Hannah Landgraf probten mit den 13- bis 14-Jährigen, nahmen die Texte auf und schnitten das Stück. „Und wir sind stolz drauf, was die Konfis da abgeliefert haben“, sagen sie. „Viele sind richtig über sich hinausgewachsen und mussten sich sehr überwinden. Es gibt zum Beispiel eine Stelle, in der die drei Engel singen sollen – einfach so, ohne Begleitung. Das war eine große Herausforderung. Die eigene Stimme klingt aufgenommen ja eh schon komisch und ganz anders – und dann auch noch singen…? Da muss man sich echt überwinden.“ An einigen Stellen klingen Schüchternheit und Unsicherheit der Teenager natürlich etwas durch, „aber genauso wollten wir es auch haben. Es sollte nicht klingen wie eine glattpolierte Studioproduktion“, findet Frauke Laging.
Die Jugendlichen sind durch das Hörspiel-Projekt zusammengewachsen, haben sich gegenseitig unterstützt und mit Feuereifer an den Aufnahmen gearbeitet. Und auch sie sind stolz auf das Ergebnis, das in dieser Woche, pünktlich zu Weihnachten, auf der Homepage der Kirchengemeinde (www.nicolai-diepholz.de) und auf dem YouTube-Kanal des Kirchenkreises (wir_leben_glauben) veröffentlicht und zum Abspielen und Runterladen angeboten wird.
Miriam Unger
